15 Jugendklubs im Bezirk setzen sich gegen Diskriminierung ein

Eine Plakette in der Eitelstraße 19 weist darauf hin, dass hier Vielfalt zählt. Simon Scheller, Lena Wiese und Sarah Hugelmann stehen dafür. | Foto: Wrobel
  • Eine Plakette in der Eitelstraße 19 weist darauf hin, dass hier Vielfalt zählt. Simon Scheller, Lena Wiese und Sarah Hugelmann stehen dafür.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Ein Plakette am Eingang von 15 Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen weist darauf hin: Hier werden Diskriminierung und Rassismus nicht toleriert.

"Viele Jugendliche sind sich des Alltagsrassismus gar nicht bewusst", weiß Lena Wiese. Die Sozialarbeiterin aus dem Jugend- und Familienzentrum in der Eitelstraße kennt die Sprache der Jugendlichen gut. "Viele Beschimpfungen und Betitelungen wurden in den normalen Sprachgebrauch übernommen und ihr Inhalt gar nicht mehr reflektiert." Dabei blenden die Jugendlichen oft aus, dass Begriffe wie "Schwuchtel" oder "Kanacke" ihre Freunde empfindlich treffen können.

"Wir wollen auf diese Begriffe eingehen und mit den Jugendlichen diskutieren, was sie bedeuten und welche Wirkung sie haben", sagt Wiese. In Lichtenberg gehört das Jugend- und Familienzentrum im Weitlingkiez zu den 15 Einrichtungen, die in einem gemeinsamen Projekt auf Diskriminierung im Alltag reagieren. Die am Eingang angebrachte Plakette "JFE gegen Diskriminierung" signalisiert dem Besucher, dass auf Regeln Wert gelegt wird, die Diskriminierung und Rassismus ausschließen.

Das Projekt will Sozialarbeitern und Erziehern Methoden an die Hand geben, wie sie mit Jugendlichen gegen Diskriminierung angehen können. "Die sind manchmal ganz subtil. Das fängt schon mit Rollenzuweisungen an. Wenn etwa jemand meint, der Kochnachmittag in unserer Einrichtung sei nur für die Mädchen", weiß Wiese. Deshalb wird jetzt in den Jugendfreizeiteinrichtungen besonders auf Offenheit geachtet.

"Wir wollen mit dem Projekt Raum für Vielfalt geben", sagt Simon Scheeler. Er leitet den Club "Full House" in der Ribnitzer Straße 30. Rund 40 Jugendliche gehören zu den Stammbesuchern. "Früher waren Geld und Handys ein Thema", weiß Scheeler, der seit sieben Jahren vor Ort arbeitet. Wer wenig hat, fühlt sich oft isoliert, wenn er sich Markenklamotten oder technisches Spielzeug nicht leisten kann. "Im Projekt haben wir Methoden entwickelt, wie wir den Jugendlichen Diskriminierung bewusst machen." Dazu gehört nicht nur eine Null-Toleranz-Politik gegen Abzeichen von Gangs an der Kleidung, die im "Full House" mittlerweile sogar in die Geschäftsordnung aufgenommen wurde. Sozialarbeiter und Erzieher werden angehalten, Kraftausdrücke wenigstens durch Mimik oder Gestik zu missbilligen.

Das letzte Mittel gegen rassistisches Verhalten ist die Strafanzeige. "Ich merke auch, dass sich durch das Projekt unser Team hinterfragt, wie es mit den Jugendlichen umgeht", sagt Scheeler. Wer mit den Jugendlichen über Rassismus und Diskriminierung diskutieren will, sollte gut argumentieren können. Auch darin bildet das Projekt "Jugendfreizeiteinrichtungen gegen Diskriminierung" die Fachkräfte aus und hilft mit Handlungsanleitungen.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 289× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 254× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 639× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.215× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.