Achim Kühn hat auch in Lichtenberg seine Spuren hinterlassen
Lange ist es her, dass sich aus dem Backen des stählernen "Pusterichs" am Mühlenradbrunnen Wasser im dicken Strahl ergoss. "1984 habe ich die ersten Entwürfe angefertigt", sagt der Bohnsdorfer Künstler. Der Architekt Wolf-Rüdiger Eisentraut, der auch am Palast der Republik mitgezeichnet hatte, beauftragte Metallbildhauer Achim Kühn, eine Wasserlandschaft für den neuen Stadtplatz am Mühlengrund in Neu-Hohenschönhausen zu kreieren. Bis heute ist der Brunnen mit seinem "Pusterich", dem Mühlenrad und dem Wasserlauf eine Attraktion, auch wenn er schon vor Jahren versiegte. "Ich freue mich sehr, dass die Anwohner die Sanierung unterstützt haben", sagt Kühn. Lange Zeit war man im Bezirksamt uneins darüber, ob das Kunstwerk abgerissen oder für mehr als 300 000 Euro instand gesetzt werden soll. "Jetzt bekennt sich der Bezirk voll zum Brunnen", freut sich der Künstler gemeinsam mit seiner Frau Helgard Kühn. Tatsächlich ist der Mühlenradbrunnen nicht Kühns einzige künstlerische Plastik im öffentlichen Raum, deren Verschwinden droht. Vor allem den Erhalt von Brunnen können sich immer weniger Kommunen leisten. Und auch die Realisierung von neuer Kunst ist eine Herausforderung. Änderungswünsche seitens der öffentlichen Auftraggeber in den Rathäusern sind an der Tagesordnung. "Künstlerisch ist das ein ganz schwieriges Thema", erklärt Helgard Kühn. "Jeder Künstler hat seine Handschrift und möchte sie umsetzen."
Dabei war es nicht nur Achim Kühn, sondern auch sein Vater Fritz Kühn, der mit seiner Kunst Berlin prägte. 1937 gründete Fritz Kühn in Bohnsdorf seine Atelierwerkstatt. Zu seinen Werken zählt das Portal der Berliner Stadtbibliothek mit den 117 Varianten des Buchstaben A, der Lindenblätterwald an der ehemaligen polnischen Botschaft Unter den Linden oder der Schwebende Ring des Brunnens am Strausberger Platz. Achim Kühn übernahm die Werkstatt des Vaters, dem der Pariser Louvre 1969 eine Ausstellung widmete, nach dessen Tod 1967.
"Eigentlich wollte ich Tischler werden", sagt der heute 71-jährige Künstler und lacht. Während Fritz Kühn in seiner späten Schaffensphase von Ätzarbeiten fasziniert war, suchte sein Sohn das handwerkliche Schmieden zu verfeinern und setzte sich mit den unterschiedlichsten Metalloberflächen auseinander. Sichtbar wird das etwa in seinem jüngeren Werk, das in Lichtenberg zu besichtigen ist. Rote Rostflächen und glatte Spiegelflächen wechseln sich im Denkmal für die Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" in der Schulze-Boysen-Straße ab. Das Werk von 2011 weist mit den symbolisch dargestellten Flugblättern zudem auf das persönlichste Werk Künstlers: geschmiedete Bücher. Rund 20 Exemplare gibt es bereits. "Diese Bücher haben eine besondere Bedeutung für mich", sagt Kühn. Ihr Schmieden versinnbildliche eine geschichtsträchtige Zäsur in der Zerstörung kultureller Vielfalt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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