Bartosz Lotarewicz (Bündnis 90/Die Grünen) kandidiert für den Bundestag
Bartosz Lotarewicz hat erst mal Tee gekocht. Die klischeebehaftete Gemütlichkeit will gar nicht zu diesem 30-jährigen Studenten mit der modernen Frisur passen. Er wolle später in seinem beruflichen Leben der öffentlichen Verwaltung in Sachen Finanzen auf die Finger gucken, erklärt er. Keine Rede von luftigen Idealen. Auch nicht in den politischen Vorstellungen. Das mit der Weltrettung, das hat ohnehin schon der SPD-Bundestagskandidat in Lichtenberg, Erik Gührs, als inoffizielle Wahlwerbung für sich verbucht. "Dabei ist das mit der Weltrettung doch ein ur-grünes Thema!", lacht Lotarewicz. "Lasst uns die Welt gemeinsam retten", witzelt der Direktkandidat. In der Bezirksverordnetenversammlung arbeiten die Fraktionsvorsitzenden Lotarewicz für die Grünen und Gührs für die SPD als Zählgemeinschaft ohnehin schon zusammen.Mehr Aufmerksamkeit, das kann der andere Weltretter von den Grünen in Lichtenberg im Wahlkreis 86 gut gebrauchen. Nebenan in Friedrichshain-Kreuzberg holte Hans-Christian Ströbele 2009 46,8 Prozent der Erststimmen für die Grünen. In Lichtenberg gaben 7,4 Prozent der Wähler den Grünen ihre Erst- und 8,8 Prozent ihre Zweitstimme. Für Lotarewicz ist das kein Grund die Flinte gleich ins Korn zu werfen. Vor ein paar Tagen pflückte er mit anderen Grünen auf dem Feld Sonnenblumen, die er im Straßenwahlkampf verteilte. "Das ist doch das Schöne an der Demokratie: die Menschen haben die Wahl. Sonst wäre der Wahlkampf doch stinklangweilig", sagt er. Seine fröhliche Tonlage wechselt aber gleich in die dringliche. Dann nämlich, wenn es um politische Themen geht. "Als Person vertrete ich das Programm von Bündnis 90/Die Grünen. Wir als Grüne wollen das sinnlose Betreuungsgeld nicht. Das wird in Lichtenberg mehr als offensichtlich, hier brauchen wir mehr und qualitativ gute Kitaplätze. Und selbst wenn die Grünen auf Bundesebene von Steuergerechtigkeit sprechen, so ist das auch auf Lichtenberg übersetzbar. Wir haben hier viele Alleinerziehende, die gar nichts vom Ehegattensplitting haben. Und deswegen wollen wir auch eine einkommens- und rechtsstandunabhängige Kindergrundsicherung, um Kinder und nicht den Trauschein zu fördern."
In den vergangenen Wochen hat Lotarewicz fast 30 Diskussionen in Schulen, Vereinen, Einrichtungen absolviert. "In diesen Diskussionen ist es mein Anliegen, die großen Themen auf Lichtenberg herunter zu brechen und zu übersetzen." Für diese rhetorische Tour de Force hält Lotarewicz auch eine andere Begründung bereit. "Die Einladungen zu diesen Gesprächen zeugen von einem gesteigerten Interesse an der Politik. Und in der vergangenen Bundestagswahl betrug die Wahlbeteiligung in Lichtenberg lediglich 64,9 Prozent." Das aktive und passive Wahlrecht, das ist für Lotarewicz, der in Polen geboren und aufgewachsen ist, wichtig. Erst mit 21 Jahren kam er nach Berlin - das bilinguales Abitur einer Deutsch-Polnischen Schule in der Tasche. Sein politisches Angekommensein, es soll auch ein Stück beispielgebender Integrationsleistung sein.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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