Beschäftigte protestierten gegen Personalabbau im Amt
In Lichtenberg sollen die mehr als 270 Stellen bis 2016 wegfallen. Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) zeigte sich darüber in der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung erbost: "Diese Entscheidung ist skandalös!" Die Einsparvorgabe zeige ein völliges Unverständnis des Abgeordnetenhauses und des Senats gegenüber den Strukturen der hiesigen Verwaltung. Um sich öffentlichkeitswirksam Gehör zu verschaffen, rief Geisel deshalb am 6. September die Beschäftigten zu einer Protestaktion auf. Rund 600 Menschen versammelten sich vor dem Rathaus in der Möllendorffstraße, um ihren Frust über den Stellenabbau kundzutun. Dazu gehörten Vertreter der Gewerkschaften Verdi, der IG Bauen-Agrar-Umwelt, der Gewerkschaft der Polizei und der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft sowie die politischen Vertreter aus allen Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung sowie Lichtenberger Abgeordnete.
Weniger Service
Sie alle fürchten fatale Folgen: Rund 15 Prozent weniger Personal würde weniger Dienst am Bürger bedeuten. Allein das Ordnungsamt müsse sich jährlich um 15 000 Anliegen kümmern. Die Bürgerämter seien "übervoll", sagte der Stadtrat für Ordnungsaufgaben und Bürgerdienste, Andreas Prüfer (Die Linke) im Vorfeld der Kundgebung. Der Stadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU) fand auf der Demonstration deutliche Worte für die Pläne: "Ich habe die Schnauze voll!"
Die Berechnungsgrundlage für den Stellenabbau sei nicht nachvollziehbar. Es habe immer wieder unterschiedliche Zahlen gegeben, wie viel abgebaut werden müsse, sagte Nünthel. Auch die Beschäftigtenvertreter wehren sich gegen das neue Berechnungskonzept. Es soll nicht mehr die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung im Vordergrund stehen, sondern das Verhältnis zwischen der Größe der Verwaltung zur Einwohneranzahl. In den vergangenen zehn Jahren hatte der Bezirk bereits mehr als 660 Stellen abgebaut. Für weniger Personal in den nächsten Jahren sorgt im Lichtenberger Bezirksamt allein schon die Überalterung der Mitarbeiter. Frei werdende Stellen werden - wenn überhaupt - nur befristet nachbesetzt.
Spielraum notwendig
"Der Altersdurchschnitt beträgt 49,5 Jahre", erklärt Geisel. "Allein durch die Altersfluktuation verlieren wir in den nächsten fünf Jahren 300 Mitarbeiter."
Die Pläne werden zwar nicht zu betriebsbedingten Kündigungen führen. "Allerdings brauchen wir Spielraum für Neueinstellungen. Ältere Mitarbeiter, die in Rente gehen, müssten durch junge ersetzt werden." Die endgültige Entscheidung im Abgeordnetenhaus über das Personalkonzept soll Mitte des Monats fallen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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