Bürgerverein Berlin-Karlshorst übergibt seine Chronik
Nein, gewogen habe er die vier dicken Ordner nicht, schmunzelt Hans Krautzig. Die gewichtigen Dokumente sprechen für sich. "Hier sind mehr als zwanzig Jahre Karlshorster Geschichte aus der Sicht des Bürgervereins versammelt", erklärt der einstige Vorstandsvorsitzende des Vereins. Am 19. November übergab der Verein Tausende Seiten zur Gründung des Vereins, zu den Amtszeiten der Vorsitzenden, den Arbeitsergebnissen des Vereins und mit Berichten aus dem Vereinsleben dem Museum Lichtenberg. Eine Chronik, die für den Museumsleiter Thomas Thiele einen besonderen Wert hat. "Die Chronik einer aktiven Bürgerschaft ist lebendiger als schlichte Akten, wie etwa Baugenehmigungen. Die hier angelegten Protokolle zeigen die unterschiedlichen Meinungen zu den Ereignissen. Das ist lebendige Geschichte." Am 27. September 1990 wurde der Bürgerverein gegründet, den Vorsitz übernahm Rudolf Mucke. "Die Gründung erfolgte in einer historisch sehr bewegten Zeit", hebt der Museumsleiter hervor. Der Abzug der sowjetischen Truppen aus Karlshorst, die Klärung der Eigentumsverhältnisse, die neue Gestaltung des Ortsteils - all diese Ereignisse wurden vom Bürgerverein aktiv begleitet. "Damals schien vieles möglich. Wir wollten im Kiez etwas bewegen. Dabei haben wir nicht gemeckert, sonder uns konstruktiv eingebracht", erklärt Krautzig, dritter Vorsitzender in der Geschichte des Vereins. Bei seiner Gründung zählte der Bürgerverein 41 Mitglieder. Heute sind es über 200. "Wir sind eine der aktivsten Interessenvertretungen der Bürger in ganz Lichtenberg", sagt der heutige Vorsitzende, Andreas Köhler.
Alle Initiativen des Vereins sind in der Chronik dokumentiert. Jahrelang unterstützte der Verein die Trabrennbahn, versuchte immer wieder, den Kulturstandort im Ortsteil mit dem Theater Karlshorst, der Musikschule Schostakowitsch und dem Kulturhaus Karlshorst zu erhalten, und unterstützt auch viele lokale Kulturschaffende. Geduld und Ausdauer bewies der Verein immer wieder, so bei jahrelang andauernden Bau- und Verkehrsprojekten wie etwa bei der Bahnbrücke an der Treskowallee, die nun saniert wird. Der Verein wandte sich entschieden gegen den Bau einer Müllverbrennungsanlage am Blockdammweg und begleitet kritisch den Umbau des Kraftwerks Klingenberg. "Wir führen auch ein geselliges Vereinsleben", ergänzt Gabriele Rauschenbach.
Sie hat in akribischer Arbeit die Dokumente zusammengetragen und auch den Grillfesten und anderen feierlichen Treffen in der Chronik Platz eingeräumt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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