Das Leibniz-Institut will die Lebensweise von Igeln erforschen
"Die Stadt bietet Igeln kein optimales Umfeld zum Leben. Es gibt hier weniger Insekten als auf dem Land und natürlich kleinere Grünflächen. Wir wollen wissenschaftlich untersuchen, wie groß der Bestand in der Stadt ist und damit die Frage klären, wie gut sich die Tiere an die städtischen Bedingungen anpassen", erklärt Anne Berger. Die promovierte Biologin leitet das berlinweite Igel-Forschungsprojekt am IZW in Lichtenberg, das im Sommer dieses Jahres startete. Deutschlandweit gibt es nur Schätzungen über den Igelbestand. "Der Igel stehtnicht auf der Roten Liste, gilt also nicht als gefährdet. Er wird jedoch als streng geschützte Art anerkannt", erklärt Anne Berger. Obwohl der Igel eine bei den Menschen sehr beliebte Tierart ist, drohen ihm in der Stadt viele Gefahren. Laubbläser, Rasenmäher oder Autos können ihm gefährlich werden. Der Igel lebt versteckt als Einzelgänger. Wer einem Tier auf die Spur kommen möchte, hat es nicht leicht.
"Oft hört man einen Igel eher, als dass man ihn zu Gesicht bekommt. So mancher Gartenbesitzer kennt das nächtliche Schnaufen ", weiß die Biologin Berger. "Die Tiere sind nachtaktiv. Es ist sehr ungewöhnlich, Igel am Tag zu entdecken." Deshalb setzt die Biologin bei ihrer Untersuchung auf die Mithilfe der Lichtenberger. Sie sind aufgerufen, Igelbeobachtungen beim Leibniz-Institut zu melden. Mit der Angabe des Ortes, an dem der Igel gesichtet wurde, der Uhrzeit sowie der Anzahl der Tiere soll eine möglichst umfangreiche Erfassung des Bestandes erfolgen. Auch wer einen toten Igel findet, sollte das melden.
Die Wissenschaftler wollen gleichzeitig die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere klären. "Wir entnehmen Speichelproben, um sie genetisch analysieren zu lassen. So können wir herausfinden, ob es Wanderkorridore zwischen den einzelnen Populationen in der Stadt gibt." Anne Bergerwarnt jedoch Laien davor, entdeckte Tiere anzufassen. "So gut wie alle Igel haben Parasiten, darunter Zecken, Milben, Flöhe. Generell sollten die Tiere nur mit Handschuhen berührt werden und auch nur, wenn es unbedingt nötig ist." Auch die Ruheplätze der Igel dürfen nicht zerstört werden. Schon jetzt haben die meisten Tiere ihr Winterquartier gebaut und bezogen.
Für den Winterschlaf müssen sie sich jedoch noch eine ansehnliche Speckschicht anfressen. "Ein Gewicht von 500 Gramm reicht in der Regel zum Überwintern", sagt Berger. Wer einen hageren Igel auffindet, sollte gut abwägen, ob er das Tier aufpäppeln will. "Katzenfutter mit Rührei kann helfen. Aber man muss auch bedenken: Igel sind Wildtiere. Dass sie sterben, gehört zum Naturkreislauf dazu."
Um Entwicklungen im Igelbestand zu erkennen wurde das Igel-Forschungsprojekt von vornherein auf mehrere Jahre angelegt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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