Die Arbeit in Jugendeinrichtungen soll zu 30 Prozent ehrenamtlich sein
"Manche Ehrenamtliche hinterlassen mehr Schaden, als dass sie unserer Arbeit nutzen", sagt Steffen Bayer, Leiter der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) "Tierparkclub" am Erieseering. "In Konflikten mit den Jugendlichen sind Praktikanten oft überfordert", berichtet Sven Grössl von der JFE "Betonoase" in der Dolgenseestraße. "Wir müssen jeden Ehrenamtlichen akzeptieren, der sich uns anbietet. Nur so kommen wir auf die verlangte Quote an Stunden", sagt wiederum Agnes Ludwig, Leiterin der JFE "Falkenburg" in Falkenberg.
Seit vergangenem Jahr gilt die Vorgabe des Bezirks, dass in Jugendfreizeiteinrichtungen Ehrenamtliche eingesetzt werden. Sie müssen 30 Prozent aller Angebotsstunden in der offenen Jugendarbeit erbringen. Das soll Kosten sparen und die Schließung von Einrichtungen verhindern.
Ob das Konzept aufgeht, wollten der Jugendhilfeausschuss und das Jugendamt jetzt wissen. Sie luden Träger der Jugendarbeit ein, ihnen zu berichten. Die Probleme gleichen sich in allen Regionen. "Es gibt breite Klagen über befristete Arbeitsverträge für die Fachkräfte. Und auch der höhere Einsatz der Ehrenamtlichen sehen einige als problematisch, andere wiederum können die Quote gut erfüllen", fasst der jugendpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Erik Gührs zusammen.
Seine Bilanz der Gespräche: "Ehrenamtliche einzusetzen ist richtig. Ihr Anteil sollte aber flexibler gehandhabt werden." Dieser Meinung folgt auch der jugendpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bartosz Lotarewicz: "Die Quote ist nicht für jede Einrichtung umsetzbar." Er sieht das Jugendamt in der Pflicht, hier passende Quoten für die Einrichtungen zu verhandeln. "Die Quote ist nicht haltbar", bilanziert wiederum Norman Wolf, jugendpolitischer Sprecher der Partei Die Linke. "Praktikanten und Ehrenamtliche sind keine Lösung, wir wollen fest angestellte Fachkräfte." Das Geld dafür könnte aus dem Grünflächenetat abgezogen werden, schlägt Wolf vor.
Schließungen möglich
Einig waren sich die fachpolitischen Sprecher in einem Punkt: Alle sehen den Senat in der Pflicht, mehr Geld für Jugendarbeit bereitzustellen. Wolf schlägt sogar vor, mit einem Brandbrief auf die Not aufmerksam zu machen. Denn tatsächlich hat das bezirkliche Quoten-Konzept eben die Schließung von Einrichtungen letztlich nicht verhindern können. Die Caritas kündigte jüngst an, die Arbeit in der "Kinderbude" in Wartenberg aufzugeben.
Deshalb wurden auch Stimmen laut, welche die Schließung von Einrichtungen zugunsten der Ausfinanzierung anderer Einrichtungen befürworteten. "Diese Lösung will ich nicht ausschließen", bilanziert Erik Gührs. Norman Wolf ist ähnlicher Meinung: "Schließungen wären eine Überlegung wert, sofern Regionen nicht ganz unterversorgt würden."
Bartosz Lotarewicz wiederum sagt: "Wir brauchen alle Einrichtungen." Im August will der Jugendhilfeausschuss über mögliche Lösungen beraten.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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