Durch kleine Geschenke will der Bezirk bei Bürgern beliebter werden

So ein Schlüsselanhänger ist doppelt praktisch. Aufgenäht ist nämlich auch die Telefonnummer des Ordnungsamts, ? 902 96 43 60. | Foto: Wrobel
  • So ein Schlüsselanhänger ist doppelt praktisch. Aufgenäht ist nämlich auch die Telefonnummer des Ordnungsamts, ? 902 96 43 60.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts in Lichtenberg verteilen Schlüsselanhänger, der Bürgermeister Honig. Damit will das Bezirksamt beliebter werden.

Nein, beliebt ist das Ordnungsamt nicht. Kein Wunder, denn es gehört ja zu den Aufgaben der Ordnungshüter, falsch parkende Bürger mit Ordungsgeldern zu bestrafen und der lauten Feierlaune der Nachbarn in der Mietwohnung einen empfindlichen Dämpfer zu verpassen. Rund 1,2 Millionen Euro spülen die Bürger mit ihren Vergehen in die Kasse des Ordnungsamts.

Je gründlicher das Ordnungsamt arbeitet, desto unbeliebter muss es werden, könnte eine These lauten. Und weil das Ordnungsamt gründlich arbeitet gibt es Gründe genug, um mal Imagewerbung in eigener Sache zu machen, dachte man sich sogar im Amt selbst. Deshalb vergeben dessen Mitarbeiter nicht nur Knöllchen, sondern auch kleine Gaben. Flaschenöffner, Feuerzeuge, Schlüsselanhänger - mit diesen Werbegeschenken sucht das Amt sich beim Bürger beliebter zu machen.

Das gefällt nicht jedem Lichtenberger. Vor allem nicht jenen, die vom Ordnungsamt zwar ein Knöllchen, aber kein Geschenk erhalten. So ähnlich traf es den SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksverordnetenversammlung, Erik Gührs, der an unerlaubter Stelle im Bezirk seinen Grill anheizte. Die Ordnungshüter hatten kein Geschenk für ihn parat, nur mahnende Worte.

Ob er sich mit einem kleinen Geschenk weniger über sein Vergehen geärgert hätte, darüber machte sich Gührs seine Gedanken. Und fragte in der Bezirksverordnetenversammlung am 15. Mai beim Bezirksamt nach. Ob die Geschenke denn tatsächlich an die Rechtschaffenheit der Bürger appellierten - vielleicht sogar besser als Knöllchen - und die Lichtenberger weniger Ordnungswidrigkeiten begingen? Nütze das Geldausgeben für Geschenke was?

Der zuständige Stadtrat Andreas Prüfer (Die Linke) verteidigte die Werbemaßnahme mit Steuergeldern, auch wenn sie Ordnungswidrigkeiten nicht verhindert. "Ziel war es immer, als Partner bei den Bürgern akzeptiert zu werden. Wir gaben in den letzten sieben Jahren jedoch nur 2500 Euro für diese Imagewerbung aus." Die kleinen Geschenke werden nicht auf Streife verteilt, sondern bei Veranstaltungen zur Verkehrssicherheit und bei Bürgerversammlungen mit entsprechenden Themen.

Dass der Hunger nach Beliebtheit groß ist, zeigt noch ein anderes Beispiel: Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) verschenkt gern Honig aus Lichtenberg, statt billiger Kugelschreiber mit aufgeklebtem Wappen. Im Jahr sind das sogar einige Kilogramm des seltenen Produkts. Bei ausländischen Gästen soll der Stoff die Erinnerungen an Lichtenberg versüßen. Geisel gibt rund 4500 Euro jährlich für die Verbesserung des Images aus. Und nützt das Geldausgeben in diesem Falle was? Das fragte wiederum die Fraktionsvorsitzende von Die Linke, Hendrikje Klein, den Bürgermeister. Der schenkte eine knappe Antwort: "Ja, natürlich!"

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.