Erik Gührs (SPD) kandidiert für den Bundestag
"Jetzt sind es noch sechs Wochen und ich fühle mich nicht gestresst", lacht Erik Gührs. Dabei hat die Wahlkampftour für den 31-Jährigen längst begonnen. Der Bundestagskandidat der SPD für den Wahlkreis 086 hat diese Tour bislang eher still absolviert. Die große mediale Trommel rührte Gührs nicht. Und doch nahm der Lichtenberger Dutzende Termine wahr. Eher bescheiden sagt er: "Mit der Tour durch den Bezirk habe ich Lichtenberg sogar noch ein Stück besser kennengelernt." Dabei ist der Lichtenberger hier aufgewachsen, in Hohenschönhausen begann sein politischer Werdegang. Für den Wahlkampf sprach Gührs mit den Kleingärtnern in Lichtenberg, die sich um eine künftige Bebauung ihrer Gärten sorgen. Er besuchte den Olympiastützpunkt im Sportforum, wo ihm die fehlende Anerkennungskultur für junge Sportler bewusst geworden ist. Im Jobcenter in Mitte sprach er über die Jugendarbeitslosigkeit, die für den jugendpolitischen Sprecher und Fraktionsvorsitzenden der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung ohnehin ein Thema ist.
Themen wie Wohnungsbau, Mieten, Familie und Jugend sind Erik Gührs ohnehin vertraut durch seine Arbeit als Lokalpolitiker. Im Wahlkampf, in den Gesprächen gewinnt er Einsicht in Probleme. "Beim Straßenwahlkampf für die Bundestagswahl sprechen mich ältere Menschen an, ihnen geht es oft um die Rentenanpassung. Jüngere Leute beklagen oft die steigenden Mieten und die fehlenden Kitaplätze. Den Wählern ist es egal, wer zuständig ist. Sie wollen, dass Probleme gelöst werden", weiß Gührs und schiebt nach: "Die großen und wichtigen Entscheidungen, die passieren eben auf Bundesebene."
Sein Mandat als Bezirksverordneter in der BVV Lichtenberg erhielt Gührs, da war er 24 Jahre alt. Heute ist er Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Gührs weiß: "Die Bezirkspolitik kann manchmal nur ein Zeichen setzen." Trotzdem fand er im Lokalen einen Bereich, in dem sich doch etwas bewegen lässt. "Ich wollte in den Jugendhilfeausschuss der BVV", erzählt Gührs. Es ist der einzige Ausschuss der BVV, der eigene Beschlüsse statt Empfehlungen fassen kann. Hier führte Gührs dann auch von 2007 bis 2011 den Vorsitz. Seine Erfahrungen in der Jugend- und Familienpolitik will er jetzt in die Arbeit im Bundestag einbringen - etwa, wenn es um die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie geht. Mit dem Thema ist Gührs oft persönlich konfrontiert. "Das kenne ich auch aus dem eigenen Kollegen- und Freundeskreis", so der promovierte Physiker, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin in der Grundlagenforschung tätig ist und selbst keine Kinder hat. "Es gibt gerade im Wissenschaftsbereich viele befristete Stellen." Drei-Jahres-Verträge seien die Regel. "Das ist mit Familienplanung nicht vereinbar", kritisiert der Bundestagskandidat. Sichere Arbeitsplätze, bessere Arbeitszeiten: "Arbeitgeber müssen entsprechende Modelle anbieten, etwa die Aufteilung in Teilzeitarbeit für beide Elternteile", fordert Gührs. Er will Debatten anstoßen, "dicke Bretter bohren", falls nötig. "Ein Gesetz wird das Problem nicht einfach so lösen."
Fragt man den Physiker nach seiner Prognose für die Bundestagswahl am 22. September, so fällt seine Antwort fröhlich und unwissenschaftlich aus: "Da bin ich Optimist!" Seinen Panama-Hut - Gührs Markenzeichen - will er trotz verhaltener Chancen nicht ziehen. Um in den Bundestag zu ziehen, ist Gührs schon auf ein Direktmandat angewiesen. Denn die ersten neun Plätze der Landesliste seiner Partei führen andere an.
Am 26. August lädt die SPD Berlin zur Wahlveranstaltung "Wir im Kiez" nach Friedrichsfelde auf den Heinrich-Dathe-Platz. Der Bundestagskandidat in Lichtenberg wird zusammen mit dem SPD-Landeschef Jan Stöß, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus Raed Saleh und dem Chef der Senatskanzlei Björn Boning über die Themen Arbeit, Rente und Inklusion debattieren. Beginn der Veranstaltung ist um 16 Uhr.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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