Finanzamt zog um, weil Mitarbeiter über gesundheitliche Probleme klagten

Hier bitte nicht mehr! Mit dem Finanzamt ist auch dessen Briefkasten in die Josef-Orlopp-Straße gezogen. | Foto: Wrobel
  • Hier bitte nicht mehr! Mit dem Finanzamt ist auch dessen Briefkasten in die Josef-Orlopp-Straße gezogen.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Viele Mitarbeiter im Finanzamt Lichtenberg klagten am Standort Alt-Friedrichsfelde 60 über gesundheitliche Beschwerden. Die Senatsverwaltung für Finanzen versichert, bisher keine Schadstoffe gefunden zu haben - und zog trotzdem die Reißleine.

"Das Finanzamt Lichtenberg hat Anfang Juni mit all seinen Mitarbeitern das Gebäude in der Josef-Orlopp-Straße 62 bezogen", weiß Jens Metzger, Sprecher der Senatsverwaltung. Bisher arbeiteten sie in Alt-Friedrichsfelde 60. Das ist ein alter Plattenbau, der erst im Oktober 2012 nach einer umfassenden Sanierung vom Finanzamt bezogen wurde. Die Sanierung war notwendig, weil aus den Fußböden unter anderem giftiges Naphthalin ausdünstete. Mit gasdichten Folien wurden die Böden versiegelt. Das Problem sollte so erledigt sein. Doch nach dem Einzug im Oktober klagten viele Finanzamtsmitarbeiter über gesundheitliche Beschwerden. Einige litten unter Reizhusten, andere hatten Augenreizungen, wie es immer wieder auf Nachfragen von offizieller Seite hieß. Welche Ausmaße die Sorge der Mitarbeiter um ihr gesundheitliches Wohl angenommen haben soll, berichtete im Februar die SPD-Bezirksverordnete Anne Meyer. Bei einem privaten Besuch sah sie, wie sich einige Mitarbeiter in ihrem Beisein sogar Gasmasken aufsetzten. Finanzamtsvorsteher Dieter Stiebler konnte die Beobachtung damals nicht bestätigen. In einer Mitteilung an die Bezirksverordnetenversammlung tat er sie als Fantasie ab.

Trotzdem mussten die Mitarbeiter des Finanzamts jetzt wieder Kisten packen. "Mit dem Umzug kam die Senatsverwaltung für Finanzen ihrer Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter nach", sagt Jens Metzger. Den Anlass gab eine arbeitsmedizinische Untersuchung der Charité. "Rund 20 besonders stark betroffene Mitarbeiter wurden untersucht", berichtet der Sprecher. Im Ergebnis empfahlen die Ärzte, "die Beschäftigten in einem anderen Gebäude unterzubringen". Dabei herrscht wohl bei der Senatsverwaltung weiter Ratlosigkeit. Denn obwohl die Beschwerden ernst genommen werden, tappen die Experten bei der Suche nach der Ursache im Dunkeln. "Eine erhöhte und bedenkliche Konzentration von Naphthalin oder anderen Schadstoffen konnte nicht ermittelt werden", so Metzger. Es werde weiter nach giftigen Substanzen gesucht - allerdings nur im bisher vom Finanzamt genutzten Teile des Komplexes.

Die Mitarbeiter werden wohl so schnell nicht wieder zurückziehen. Die Senatsverwaltung plant bislang, das Finanzamt für zwei Jahre in der Josef-Orlopp-Straße 62 zu belassen. Der Mietvertrag könne danach mit zweimaliger Option verlängert werden, so Metzger.

Bezirksamt bleibt vor Ort

Alt-Friedrichsfelde 60 steht aber nicht gänzlich leer. Weiterhin vor Ort sind Mitarbeiter des bezirklichen Sozialamts sowie des Umwelt- und Naturschutzamts. Dem Bezirk sind Beschwerden der eigenen Mitarbeiter seit 2009 aktenkundig. Zuletzt gab es 2012 eine Schadstoffprüfung für die von ihnen genutzten Teile der Gebäude. Man nehme die Fürsorgepflicht "sehr ernst", sagt Bürgermeister Andreas Geisel (SPD). Doch auch hier endete die Suche ergebnislos. Geisel weist darauf hin, dass "die Gebäude von Finanzamt und Bezirksamt zwar in räumlicher Nähe stehen, aber nicht gleichzeitig errichtet wurden". Deshalb könne nicht davon ausgegangen werden, dass dieselben Baumaterialien verwendet wurden. "in der DDR wurde eben immer das verbaut, was gerade da war oder ersetzt werden musste", so Geisel.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 296× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 256× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 642× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.216× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.