Im Gensinger Viertel fehlt einfach ein Einkaufszentrum

Verlassen ist das Forum Kalinka. Hier sollen Einfamilienhäuser entstehen. Die Anwohner würden viel lieber wieder in ihrem Kiez einkaufen können. | Foto: Wrobel
  • Verlassen ist das Forum Kalinka. Hier sollen Einfamilienhäuser entstehen. Die Anwohner würden viel lieber wieder in ihrem Kiez einkaufen können.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Einkaufen um die Ecke? Spätestens seit der Aufgabe des letzten Lebensmittel-Marktes vor gut einem Jahr können die Bewohner des Gensinger Viertels davon nur träumen.

"Wir sind ein verlassenes Dorf geworden, die Alten hat man einfach vergessen", sagt Evelin Birr. Die 82-jährige wohnt in der Gensinger Straße, in der es auch ein Seniorenheim gibt, noch in den eigenen vier Wänden. Doch weil sie schwerbehindert ist, machen ihr die alltäglichen Wege zu schaffen, und sei es nur das Einkaufen. "Ich bin auf Verwandte angewiesen, die verschiedene Besorgungen machen. Mit dem Rollator unterwegs zu sein, ist eben nicht so einfach", erzählt die alte Dame. Zwei Busstationen muss sie zur nächsten Einkaufsmöglichkeit zurücklegen. Früher schaffte sie es noch zu Fuß zum Rewe-Markt in der Gensinger Straße 111. "Den nutzten auch viele Bewohner des Altenheims", weiß Evelin Birr. Der Markt war nah und deshalb beliebt.

Ende 2012 aber schloss die Rewe-Filiale - der Standort rechnete sich nicht mehr. Seitdem klafft in der Nahversorgung im Gensinger Viertel eine Lücke.

Wegen der fehlenden Einkaufsmöglichkeiten haben Anwohner sogar Unterschriften gesammelt, die im April 2013 ans Bezirksamt übergeben wurden. Getan hat sich aber nichts. Potenzielle Marktbetreiber zogen sich nach anfänglichem Interesse stets zurück. "Wir haben bereits mit allen einschlägigen Markt-Ketten gesprochen", sagt Stefan Siebner, Sprecher des Vermieters Berlinovo Immobilien. "Das Einzugsgebiet ist sehr klein, zudem durch die Hauptverkehrsstraße abgeschnitten. Dennoch versuchen wir natürlich, für die Fläche einen Mieter zu finden." Berlinovo setze jetzt auf kleinere Händler.

Noch 2007 gab es einen Interessenten, der mit einer großen Verkaufsfläche von 3800 Quadratmetern das brach liegende Forum Kalinka mit Einkaufsmöglichkeiten wieder beleben wollte. "Ein Nahversorger wäre dort sinnvoll, denn im Viertel wohnen viele Senioren", sagt der Abgeordnete Ole Kreins (SPD). Er hatte sich schon früh für die Wiederbelebung des Einzelhandels im Gensinger Viertel stark gemacht und beim Senat im Sommer 2013 nach dem Stand der Dinge gefragt.

Doch zu diesem Zeitpunkt wurde das Bebauungsplanverfahren im Bezirk schon nicht mehr weiter verfolgt, der Interessent war zwischenzeitlich abgesprungen. Und heute wäre eine Entwicklung des Standorts Forum Kalinka in der Größenordnung von mehreren Tausend Quadratmetern Verkaufsfläche ohnehin kaum möglich. Das Bezirksamt hat in einem Konzept sogar vorgesehen "jegliche Anträge für neue Lebensmittelmärkte an Einzelstandorten im Einzugsbereich" abzulehnen. Auf diese Weise will es das Einkaufszentrum an der Seddiner Straße stärken. Kleinere Standorte des Einzelhandels betrifft das aber nicht.

Nach aktuellen Plänen soll das Forum Kalinka nun zum "Kogge-Viertel" werden. Mit der Hanseatischen Immobilien Treuhand (HIT) gibt es einen Investor, der genau an dieser Stelle 74 Einfamilienhäuser bauen will.

"Wir hätten uns dort zwar auch Geschosswohnungsbau vorstellen können, müssen die aktuellen Pläne aber berücksichtigen", sagt der Stadtrat für Stadtentwicklung, Wilfried Nünthel (CDU). Auf die Kaufkraft im Viertel würde sich der Zuzug von 74 Familien aber kaum auswirken. "Für einen spürbarren Nachfrageschub sind es zu wenige neue Anwohner". Der Abgeordnete Ole Kreins (SPD) wünscht sich allerdings, dass die Idee vom Einzelhandel im Gebiet nicht ganz aufgegeben wird. "Bei der Planung des Kogge-Viertels sollte die Nahversorgung unbedingt bedacht werden", sagt Kreins.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.720× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.063× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.675× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.589× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.