Neubau im Bezirk kann nicht beliebig realisiert werden
"Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie viel Wohnen an welcher Stelle möglich ist", sagt Wilfried Nünthel (CDU). Ungewohnte Worte für den Stadtrat für Stadtentwicklung, der bislang den Wohnungsbau stets fast vorbehaltlos befürwortete. Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) spricht von einem Boom beim Zuzug, was Neubau notwendig macht. Doch ihn zu ermöglichen, ist im Bezirk nicht immer einfach. Lichtenberg ist durchzogen von brach liegenden Gewerbeflächen, die Platz für Neubau böten. Können also die Gewerbestandorte verschwinden? Einen Überblick zur Situation verschaffte sich am 23. September der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller (SPD) auf seiner Tour durch Lichtenberg."Wohnen ist nur ein Teil der Idee", erklärte Andreas Geisel (SPD) zur künftigen Nutzung des Ex-Stasi-Areals an der Normannenstraße. Denn im Sommer beschloss die Bezirksverordnetenversammlung in einem Entwurf, an dieser Stelle der Nutzung als Gewerbestandort Vorrang zu geben. "Hier geht es überwiegend um Büros, wobei Wohninseln geschaffen werden", weiß Stadtrat Nünthel. So etwa für das Wohnprojekt in der Magdalenenstraße 19. Genehmigungsrechtlich verbiete jedoch bislang die hohe Versiegelung des Standorts, hier vorrangig Wohnen zu ermöglichen. Auch könnten potenzielle Konflikte zwischen Wohnen und Gewerbe nicht ausgeschlossen werden. Nicht so an der ehemaligen Konsum-Bäckerei an der Ruschestraße 61-63, die seit vielen Jahren leer steht. Das historische Gelände mit roten Backsteinbauten aus dem Jahr 1914 könnte ein attraktiver Wohnstandort werden. "Sollen wir Wohnen ermöglichen oder bei der Festsetzung als Gewerbestandort bleiben?", das sei eine Frage, die es künftig an dieser Stelle zu klären gilt, weiß Nünthel. Der nahe liegende Gewerbestandort an der Herzbergstraße soll hingegen auch künftig klar umrissen sein. "Wohnen wird an dieser Stelle nicht genehmigt", so Nünthel. Dabei ist das ehemalige Kulturhaus des VEB Elektrokohle Teil eines Bebauungsplanverfahrens. Ein vietnamesisches Kultur- und Ausstellungszentrum soll entstehen. "Hier brauchen wir Spielräume bezüglich der Nutzung", appellierte Nünthel auch an Senator Michael Müller.
Viel Spielraum für Wohnungsbau bietet dagegen Karlshorst. Hier entsteht mit der Gartenstadt entlang der Zwieseler Straße nicht nur eine neue Villen-Siedlung. Die bisher als Gewerbestandort ausgewiesene Fläche am Blockdammweg liegt dagegen noch brach. Auf 20 Hektar Fläche könnten 800 Wohneinheiten entstehen, die das Prinzenviertel und den Seepark ergänzen. "Jetzt müsste der Senat unseren Vorstellungen folgen, das Gewerbegebiet zum Wohngebiet umzuwidmen", wünschte sich Andreas Geisel von Michael Müller. Denn hierzu müsste erst der Flächennutzungsplan geändert werden.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.