Projekt bietet Mädchen Orientierung für die Berufswahl
"Eigentlich wollte ich ja nach meinem Mittleren Schulabschluss Zahntechnikerin werden", sagt die 18-jährige Tabatha Leitzke. "Das hat nicht geklappt, deshalb musste ich mich nach einem anderen Ausbildungsplatz umschauen." Ende Juni unterschreibt sie nun bei der Berliner S-Bahn ihren Ausbildungsvertrag. "Ich werde Lokführerin, das ist mein Traumberuf", weiß sie inzwischen. Auch die Abiturientin Luanna Hess sagt, sie habe "richtig Lust auf die Ausbildung." Als Elektronikerin für Automatisierungstechnik möchte sie in naher Zukunft ihren Berufsweg bei den Berliner Wasserbetrieben beginnen.
Beide Mädchen haben an der Initiative "EnterTechnik" teilgenommen und auf diesem Weg ihren Traumberuf gefunden. Innerhalb von zwölf Monaten absolvierten sie sechs Praktika in technologisch ausgerichteten Berliner Unternehmen und haben Berufe wie Mechatroniker, Mikrotechnologe oder Fachinformatiker kennen gelernt - Berufe, die noch immer von sehr wenigen Frauen ausgeübt werden.
Genau das will das Projekt "EnterTechnik" ändern, das ähnlich dem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr zunächst eine Orientierung für den Berufsweg bietet. "Viele Berliner Unternehmen beklagen einen Fachkräftemangel", sagt die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat (SPD). "Gerade unter den Schulabgängerinnen gibt es da genug Potenzial. Der Anteil von Frauen in technisch-gewerblichen Berufen muss steigen."
Die Senatorin ist Schirmherrin der Initiative "EnterTechnik". Am 10. Juni besuchte sie das Ausbildungszentrum der Berliner Wasserbetriebe in der Fischerstraße 29. Das Unternehmen bietet dort 16 Ausbildungsberufe an. Mädchen mit Mittlerem Schulabschluss oder Abitur können dort Industriemechanikerin oder IT-Systemelektronikerin werden.
Im Rahmen von "EnterTechnik" haben in den vergangenen Monaten rund 20 junge Frauen einen Einblick in diese Arbeitsfelder bekomme, darunter auch Luanna Hess. In den Werkstätten des Ausbildungszentrums lernte sie die unterschiedlichen Ausbildungsmodule kennen: vom Schweißen bis zur Arbeit an der computergesteuerten Drehmaschine. "Ich war an allen Stationen, habe gelötet, gefeilt, gebohrt, gefräst", erzählt sie. Die Kreuzbergerin beginnt nun eine dreijährige Ausbildung zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik. Sie wird künftig dafür sorgen, dass Maschinen-Anlagen nach einem ganz bestimmten Programm arbeiten. "Das ist zum Beispiel für die Abläufe im Klärwerk wichtig."
Weil sie nie Berührungsängste hatte, wenn es um Technik ging, habe sie den Vorschlag des Berufsberaters, etwas Kaufmännisches zu lernen, abgelehnt, sagt Luanna Hess. "Ich will den Berufsweg, den ich jetzt eingeschlagen habe, weitergehen und so gut wie möglich sein." Der Einblick ins Unternehmen zeigte ihr, welche Aufstiegschancen es bei den Berliner Wasserbetrieben gibt. "Diese Chancen will ich nutzen."
Im September beginnt ein neues "Freiwilliges Technisches Jahr", Bewerbungen werden noch bis zum 15. Juli entgegen genommen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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