Zimmertheater in der Kultschule mit neuem Programm
Die Ideen für gute Pointen gehen Helga Oertel selten aus. "Da gibt es ja immer irgendwelche Politiker: Philipp Rösler oder Rainer Brüderle", lacht die Theatermacherin. "Da ist viel Stoff drin!" Dabei geht es Helga Oertel nicht um den billigen Witz. "Onkel Pelle wollen wir nicht. Wir wollen das Publikum zum Lachen bringen, aber auch zum Nachdenken. Die Pointe muss sitzen." Die einstige Lektorin kam erst als Rentnerin zum Kabarett. Heute ist sie die Vereinsvorsitzende des Zimmertheaters in der Kultschule. Das hat vor drei Jahren seine feste Spielstätte im zweiten Stockwerk des Stadtteilzentrums in der Sewanstraße 43 gefunden. In dem ehemaligen Physikraum des einstigen Schulgebäudes wird mit eigenen satirischen Pointen experimentiert, aber auch klassische Literatur wie etwa von Kurt Tucholsky oder Friedrich Hollaender auf die Bühne gebracht.
Rund 50 Plätze zählt das Theater. Grün-samtene Stühle sind in kleinen Gruppen um Tische gereiht. "Hier ist der Kontakt zum Publikum unmittelbar. Es ist einfach eine gemütliche Atmosphäre. Das ist schon etwas anderes als in den großen Theatern der Stadt", erklärt Dirk Kreß, der regelmäßig abends die Spielleitung übernimmt. Nicht immer kann sich das Publikum sicher sein, dass der Schauspieler seinen Auftritt durch einen der zwei Bühnenaufgänge bestreitet. "Wir kommen schon mal gerne durch die Hintertür", weiß Helga Oertel, die nicht nur Autorin, sondern auch selbst Darstellerin ist und zuletzt mit dem Kabarettabend "Zu schön, um wahr zu sein" das Publikum zum Lachen brachte.
Wohl einer der dienstältesten Theatermacher des Zimmertheaters ist aber Wolfgang Helfritsch, der bereits seit 1972 künstlerisch tätig ist und bis heute aktiv auf der Bühne steht. Er hielt das ehemalige Berliner Lehrerensemble, das vor der Wende im Haus des Lehrers im zwölften Stock seine Auftritte hatte, durch eine Vereinsgründung am Leben. Fast 20 Jahre lang zog das Zimmertheater dann im Kulturhaus Karlshorst ein festes Publikum an. "Hier haben wir an die 60 Inszenierungen auf die Bühne gebracht", erinnert sich Helfritsch. Dabei konnte das Zimmertheater immer wieder auch prominente Gäste begrüßen: Ob der Schauspieler Peter Sodann, der Satiriker Ernst Röhl, die Schauspielerin Franziska Troegner oder der Karikaturist Manfred Bofinger - viele Profis beehrten die Amateurbühne, die sich wieder mehr jüngeren Künstlern widmen möchte. Ob Schulpatenschaften, freie Theatergruppen oder Vereine: "Wir wollen den Bogen zwischen Tradition und Experiment schlagen", erklärt Wolfgang Helfritsch.
Am 22. Januar gastiert das Zimmertheater mit einem Kurt-Tucholsky-Programm im Kulturhaus Karlshorst in der Treskowallee 112. Marlis und Wolfgang Helfritsch präsentieren szenische Auszüge aus Texten, Gedichten und Songs aus der Feder von Kurt Tucholsky. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro.
Am 26. Januar treten Ute Knorr, Ingolf Alwert, Michaela Scholz und der Pianist Dirk Morgenstern auf die Bühne der Kultschule in der Sewanstraße 43. Um 18 Uhr beginnt die Hommage an die Lyrikerin und Schriftstellerin Eva Strittmatter unter dem Motto "Die eine Rose überwältigt alles". Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt sechs Euro.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare