Lichtenberger Modellprojekt für Barrierefreiheit
Achtung, hier spricht das Rathaus
Fällt der Begriff Inklusion, schließt sich häufig die Frage an, wie gut es denn darum bestellt ist. Wie nahe ist die Gesellschaft dem Ziel, dass Menschen mit und ohne Behinderung völlig gleichberechtigt am Leben teilhaben? Mit dem Projekt „Sprechendes Rathaus“ kommt Lichtenberg diesem Anspruch ein Stück näher.
Natürlich ist es nicht das Rathaus, das spricht. Vielmehr werden im Rahmen des Projekts sowohl das Amtsgebäude an der Möllendorffstraße als auch das Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße mit speziellen, quasi „sprechenden“ Wegweisern ausgestattet. Dabei handelt es sich um Kommunikationszeichen, die helfen, Barrieren zu überwinden. Entwickelt wurden sie von der gemeinnützigen Gesellschaft Atina. „Sie sind eine Kombination aus konventionellen Wegweisern mit großen, übersichtlichen, einfach verständlichen Darstellungen“, erklärt Sarah Korup-Schulz von der Projektarbeit bei Atina. „Außerdem haben unsere Wegweiser einen besonders guten Kontrast, eine Sprachausgabe und eine taktile Funktion.“ So ermöglichen sie Orientierung also nicht nur über den Sehsinn, sondern auch per Hören und Tasten.
Jeder soll wissen, wo es hingeht
Wer ins Rathaus kommt oder das Museum Lichtenberg besucht und Sehschwierigkeiten oder eine Leseschwäche hat, dem helfen künftig die sprechenden Wegweiser. Schon am Eingang der Gebäude werden Hinweise angebracht, dass es sie gibt. „Jeder soll sich bei uns willkommen fühlen und gleich wissen, wo es hin geht“, sagt Rathauschef Michael Grunst (Die Linke). Der Lichtenberger Bürgermeister kann sich vorstellen, dass Atinas inklusives Kommunikationsdesign an vielen weiteren – beispielsweise touristischen – Orten im Bezirk installiert wird. Rathaus und Museum sind zunächst aber nur als Modellprojekt gedacht. Es konnte dank Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfonds und von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales verwirklicht werden.
Mit der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Atina arbeitet das Bezirksamt nicht zum ersten Mal zusammen. Der soziale Träger bringt Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Alle haben es aus den unterschiedlichsten Gründen auf dem Arbeitsmarkt schwer. Atina beschäftigt sie im karitativen oder technisch-handwerklichen Bereich, wo sie speziell angeleitet und gefördert werden, damit sich ihre Job-Chancen verbessern. Die Gesellschaft betreibt Werkstätten, Kleiderkammern, Kiezküchen, Verkehrsschulen und ähnliche Einrichtungen in Lichtenberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte.
Erster Aufschlag waren Wanderkarten
Für den Bezirk Lichtenberg hat der Träger vor zwei Jahren im Rahmen des Programms „Partnerschaft – Entwicklung – Beschäftigung“ (PEB) zehn touristische Wanderkarten entwickelt. Sie eignen sich für Menschen, die nicht gut oder gar nicht sehen können. Die taktilen Stadtpläne haben sehende und blinde Menschen zusammen erarbeitet. Sie sind nicht nur mit Blindenschrift versehen, sondern auch besonders kontrastreich und in kräftigen Farben gestaltet. So dienen sie auch Menschen mit leichteren Sehbehinderungen.
Mehr über die Gesellschaft steht auf www.atina-berlin.de.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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