Arbeiter-Samariter-Bund erfüllt Todkranken mit einem speziellen Fahrzeug letzte Wünsche
Berlin. Unter dem Motto „Letzte Wünsche wagen“ erfüllt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Berlin Todkranken einen letzten Wunsch. Sie können beispielsweise noch einmal einen Ort besuchen, mit dem sie besondere Erinnerungen verbinden. Dazu gibt es ein eigens für die Fahrten gebautes Fahrzeug und geschultes Personal als Begleitung.
Der Regionalverband Ruhr des ASB hat das rein durch Spenden finanzierte Projekt, welches seinen Ursprung in Belgien hat, nach Deutschland geholt und in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bereits über 130 Menschen einen letzten Wunsch erfüllt. Seit gut zwei Monaten ist der Wünschewagen nun auch in Berlin im Einsatz.
„Wir möchten diesen Menschen letzte Sehnsüchte erfüllen“, sagt Julian Thiel, Verantwortlicher des ASB in Berlin. Um das Projekt realisieren zu können, benötigt man geschultes Personal, das die Fahrt ehrenamtlich betreut. Zwei der drei möglichen Begleitpersonen müssen berufliche Erfahrungen als Rettungsassistenten aufweisen.
Nur zu dritt
Eine dritte Person kann entweder ein Angehöriger des Patienten oder ein weiterer ehrenamtlicher Helfer sein, der keine besondere Qualifikation benötigt. „In jedem Fall wird das Personal von uns auf diese emotionale Situation angemessen vorbereitet“, versichert Thiel.
Bisher hat der Berliner Wünschewagen beispielsweise eine Reise nach Köln oder auch eine Fahrt an die Ostsee ermöglicht. Ein Patient wollte in der Rheinmetropole seine Angehörigen ein letztes Mal besuchen. Am Ostseestrand wollte ein weiterer unheilbar erkrankter Patient ein letztes Mal mit seiner Frau spazieren gehen. Dort hatte das Paar seine Flitterwochen verbracht. Mit dabei im Wünschewagen waren bei dieser Fahrt die beiden Rettungsassistenten Stella Waider und Till Meißner sowie die Frau des Patienten.
Wechsel von Trauer und Freude
„Es ist schon eine besondere Situation, zwei volle Tage mit solch einem Patienten zu verbringen. Man baut eine emotionale Bindung auf, Freude und Trauer wechseln sich ständig ab“, erinnert sich Till.
Freude beispielsweise darüber zu sehen, wie gut dem sterbenskranken Mann die Fahrt tat. Hatte er doch zuvor fast keine Nahrung mehr zu sich genommen, begann er während der Fahrt und des Aufenthaltes wieder zu essen. Auch brauchte er während der Zeit keine Extradosis aus seiner am Gürtel befestigten Schmerzpumpe.
Dem Menschen jedoch in die Augen zu blicken und zu wissen, es könnte das letzte Mal sein, ließ die Helfer doch die eine oder andere Träne wegdrücken.
Am meisten hat die beiden jedoch die Dankbarkeit des todkranken Menschen bewegt, als er mit letzten Kräften aus dem Wagen stieg und den beiden Helfern ein kleines Dankeschön überreichte.
Freude über Dankbarkeit
„Solch eine Dankbarkeit erlebt man nicht oft in Berlin, das war das Schönste“, erklärt Stella. Seit diesem gemeinsamen Erlebnis hat sich der Berufsalltag von Stella und Till verändert. „Wir haben uns viel besser kennengelernt und müssen uns auf Einsätzen weniger absprechen. Auch weiß man die kleinen Dinge des Lebens viel mehr zu schätzen“, sind sie sich einig. Florian Bich
Autor:Florian Bich aus Lichtenberg |
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