Ein Flur voller Erinnerungen: Das KEH ist für Demenzpatienten deutschlandweit ein Vorbild

Der Flur ist farblich abgesetzt und bekommt damit eine Identität: Hier in der Sonnenallee behandelt Chefarzt Hans-Peter Thomas die Patienten. | Foto: Wrobel
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  • Der Flur ist farblich abgesetzt und bekommt damit eine Identität: Hier in der Sonnenallee behandelt Chefarzt Hans-Peter Thomas die Patienten.
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Lichtenberg. Wie muss ein Krankenhaus aussehen und funktionieren, damit sich an Demenz erkrankte Menschen dort wohlfühlen? Vorreiter ist das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH).

„Die Tapete aus den 1970er Jahren haben wir noch im Original bekommen“, sagt Chefarzt Prof. Dr. med. Hans-Peter Thomas und zeigt auf die gleichmäßig mit Blumen gemusterte Wand des Aufenthaltszimmers. Daran hängen schwarz-weiße Bilder von Hollywood-Stars der 40er und 50er Jahre. „Wir hätten auch gerne Möbel aus den 70er gehabt“, sagt er. Doch der Praktikabilität wegen gibt es jetzt sachliche und stabile Stühle.

Wer als Patient von diesem Zimmer aus auf den 150 Meter langen Flur der Geriatrie im Haus 4 des KEH tritt, soll sich an jeder Stelle orientieren können. Mit ganz verschiedenen Mitteln versucht das Krankenhausteam auf die an Demenz erkrankten Menschen einzugehen – und sie vor allen Dingen nicht einzuengen. Was zu einem „demenzsensiblen Krankenhaus“ dazugehört, zeigten Spezialisten vom KEH bei einer Tagung des Vereins Deutscher Evangelischer Krankenhausverband dem Fachpublikum. Ob aus Köln oder Fulda – Gerontologen, Therapeuten und Pfleger zeigten großes Interesse an den individuellen Lösungen.

Denn eine standardisierte Vorgehensweise, wie der Krankenhaus-Alltag für an Demenz erkrankte Personen angepasst werden kann, gibt es nicht. „Zu vielen Dingen gibt es gar keine Studien. Und doch gibt es Effekte“, erklärte Chefarzt Thomas bei einer Führung durch die Geriatrie. Erfahrungswerte spielen bei der Gestaltung des Krankenhauses, wie auch beim Umgang mit Patienten, eine große Rolle.

Türen mit Piktogrammen

Die Türen der Patientenzimmer sind nicht nur nummeriert, sondern auch mit Piktogrammen versehen. „Tiersymbole funktionieren nicht so gut – Stadtsymbole sind besser!“ So wohnt ein Patient im Zimmer mit dem Berliner Fernsehturm, der andere im Zimmer mit dem Berliner Funkturm. Um den langen Flur übersichtlicher zu gestalten, ist er in einen östlichen und westlichen Bereich geteilt – links geht es in die Sonnenallee, rechts befindet man sich Unter den Linden, wie auf großen Lettern zu lesen ist.

In jedem Zimmer hängt eine große Uhr: "Es ist die Standard-Ikea-Uhr. Aber sie ist nun mal am besten für die Patienten zu lesen", erzählt Thomas. Ein Abrisskalender zeigt ebenfalls deutlich das Datum an. „Uhr und Datum müssen gut vom Bett aus zu sehen sein“, darauf besteht der Chefarzt.

„Obwohl es sich von Natur aus um sehr unruhige Patienten handelt, ist unsere Station eine der ruhigsten im Krankenhaus“, sagt Thomas. Dabei werden die Patienten nachts keineswegs mit Medikamenten ruhig gestellt. „Sie dürfen nachts unterwegs sein“, sagt er. Das stellt die Abteilung natürlich vor Herausforderungen. Der Chefarzt hatte sich mit seinem Team lange über das „Sockenphänomen“ den Kopf zerbrochen. Vielfach laufen Patienten nämlich auf Socken los. Schuhe sind im Allgemeinen nicht hygienisch. Aus Spenden hat das KEH-Team nun Dutzende von Crocs bestellt. „Es sind die einzigen Kunststoffschuhe, die man ganz in Desinfektionslösung tauchen kann, ohne, dass sie Schaden nehmen.“

Die Bemühungen um eine Wohlfühl-Atmosphäre können zum Heilerfolg beitragen. Durch die Vernetzung mit der Unfallchirurgie im Alterstraumatologischen Zentrum und der Gerontopsychiatrie sollen Patienten und Angehörige mehr Lebensqualität erhalten. KW

Weitere Infos auf www.keh-berlin.de.

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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