In der Magdalenenstraße 19 verwirklichen 60 Hausbesitzer ihren Wohntraum
Der Student Florian Frey sagt, er habe eigentlich noch nicht viel Zeit in Lichtenberg verbracht. Er lebt derzeit noch in Wedding. "Aber das wird sich ja bald ändern. Denn mein Haus ist ja hier." Frey nennt sich selbst "Hausbesitzer", dabei ist er gerade mal 25 und kann sich bislang nur ein Zimmer in einer kleinen Wohngemeinschaft in Wedding leisten. Er freut sich, bald in das ehemalige Plattenbau-Bürogebäude in der Magdalenenstraße 19 zu ziehen, von dem er dann direkt auf das einstiege Haupthaus des Ministeriums für Staatssicherheit blicken wird. Als "Hausbesitzer" erwartet ihn ein Zimmer von 16 Quadratmetern Größe. "Mehr Platz brauche ich nicht für mich. Viel wichtiger ist mir eine große Küche als Gemeinschaftsraum", erklärt Frey. Den Wohnungszuschnitt seiner Lichtenberger Wohngemeinschaft, die aus sieben Mietern bestehen wird, hat er zusammen mit seinen zukünftigen Mitbewohnern selbst gestaltet.
Zusammen mit 60 anderen Projektmitgliedern von "Wilma19" hat Florian Frey es geschafft, das alte Bürogebäude vom Liegenschaftsfonds zu erwerben und den Umbau in ein Wohngebäude nun in Gang zu setzen. Statt luxuriöser Loftwohnungen entstehen hier zwölf große Wohngemeinschaften, in denen Senioren, Familien mit Kindern und junge Menschen sich den Wohnraum teilen. Noch sind die Sanierungsarbeiten in vollem Gange. Rund zwei Millionen Euro kostet die Verwirklichung dieses "Wohntraums", zu dem ein Garten im vorderen Bereich des Hauses gehören wird sowie öffentliche Projekträume für die Kiezkultur. "Wir wollen ganz verschiedenen Lebensmodellen Raum bieten", sagt Andreas Neumann. Der Geo-Ökologe begleitet das Projekt seit zwei Jahren. Auch er freut sich darauf, zusammen mit sieben Erwachsenen und zwei Kindern in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. "Wir sind ja keine Investoren. Niemand von uns hätte das nötige Geld für diesen Hausbau", weiß Neumann, der hier bald für eine Kaltmiete von etwa 4,50 Euro pro Quadratmeter einziehen wird.
Möglich wurde die Verwirklichung des Projekts durch das Freiburger Mietshäuser Syndikat. Die Unterstützung des Wohnprojekteverbunds aus Freiburg ermöglichte es, nicht einzig auf Bankkredite setzen, sondern die Hälfte der Finanzierung durch kleine Direktkredite einzuholen. "Das hat erstaunlich gut funktioniert. Über 100 Menschen, darunter unsere Familien, Freunde und Bekannten gaben uns solche Kredite. So kamen allein mehrere Hunderttausend Euro zusammen", berichtet Neumann. "Für uns stand dabei nicht im Vordergrund, Wohneigentum zu schaffen. Denn von uns hat niemand einen Eigentumsanteil an dem Haus. Wir alle bleiben Mieter." Eine durchdachte rechtliche Organisationsform schließt aus, dass selbst die Mehrheit der Bewohner das Haus verkaufen kann. "So ist das Haus dem Wohnungsmarkt entzogen und bezahlbares Wohnen wird auf Dauer möglich", so Neumann.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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