Kein Frieden in Sicht: Alexander und seine Familie flüchteten aus der Ostukraine

Lichtenberg. Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Doch wie geht es weiter - hier in Berlin? Die Berliner Woche schaut hinter die Türen der Flüchtlingsheime und stellt einige der neuen Nachbarn vor.

Alexander (Name von der Redaktion geändert) ist ein sportlicher Typ. Er strahlt Energie und Optimismus aus. Seit knapp drei Monaten wohnt der 33-Jährige mit seiner Frau und vier Kindern in Lichtenberg. Die Flüchtlingsunterkunft bietet vorübergehend eine neue Heimat für die Familie aus Donezk in der Ostukraine. Sie wirkt wie eine schützende Insel zwischen vietnamesischem Großhandel, Kfz-Reparaturwerkstätten und einem Spielkasino.

Die Gegend ist nicht sehr einladend. Doch alles ist besser, als im Bombenhagel um sein Leben zu fürchten. „Krieg bietet keine Möglichkeit zu leben. Die tägliche Angst vor dem Tod hat mich und meine Familie aus der Heimat vertrieben“, sagt Alexander traurig und wütend zugleich. Seine Eltern sind noch in Donezk. Alexander ist in ständiger Sorge. Nur über das Internet ist eine Verbindung zu den Eltern und Verwandten noch möglich.

Da er nicht an einen schnellen Frieden in der Ukraine glaubt, ist eine Rückkehr für ihn nicht denkbar. Außerdem werden „Häuser, die Ukrainern gehören und verlassen sind, sofort von den Russen beschlagnahmt und sind so für die Familien verloren.“ In letzter Zeit sei es immer gefährlicher in Donezk geworden, „es kommen ständig mehr russische Soldaten ins Land. Sie mögen uns Ukrainer nicht.“

Alexander ist Christ. Probleme mit seiner Religion gab es damals nicht. Heute sähe das anders aus, vermutet er. Denn inzwischen lehnt die sogenannte Volksrepublik Donezk alle Konfessionen außer der russisch-orthodoxen ab. In Berlin kam schnell ein Kontakt zu einer Kirchengemeinde zustande, die ihn und seine Familie freundlich aufgenommen hat.

Alexander ist Gas-Wasser-Installateur, ein Beruf, der auch in Deutschland gebraucht wird. Doch er kann seine Meisterprüfung nicht nachweisen, da die Dokumente dafür in der Ukraine verwaltet werden. Deshalb steht seine berufliche Zukunft noch in den Sternen. Seine Frau lernt bereits Deutsch. Der Unterricht wird ehrenamtlich für Frauen angeboten, die wegen ihrer Kinder kaum Zeit haben, sich auf die offiziellen Schulangebote einzustellen. Alexander lernt den Stoff, den seine Frau mit nach Hause bringt, selbstständig abends am PC. Denn in Berlin gibt es zu wenig Deutschkurse für Lernwillige.

Natürlich hat die Familie auch schon Berliner Sehenswürdigkeiten besucht. Sie sind beeindruckt von der Vielfalt der historischen Gebäude in Berlin, „durch sie wird die Geschichte der Stadt sichtbar und fühlbar.“ Alexander interessiert sich sehr für die Geschichte Europas, denn für ihn ist ganz klar, „ohne die Vergangenheit zu kennen, gibt es keine Zukunft.“ AL

Autor:

Angelika Ludwig aus Weißensee

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