Kiezbeirat "Lebensnetz" setzt sich seit 15 Jahren für Bürgerinteressen ein
Alt-Hohenschönhausen. Sie nennen sich selbst "Problemnenner": Die Mitglieder des Kiezbeirats "Lebensnetz" sehen sich als Vermittler zwischen Bürgerinteressen und Behörden. Und sie laden zum Mitmachen ein.
Renate Mohrs muss schmunzeln, wenn sie über ihre Erfahrungen mit Behörden, Ämtern und Politik spricht. Vielen Mitarbeitern und Politikern ist sie bekannt. Denn Mohrs nimmt an den abendlichen Sitzungen von Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) teil und spricht auch gegenüber Behörden Probleme an, die viele in ihrem Wohnumfeld rund um die Paul-Koenig-Straße teilen. "Manchmal sperren sich die Ämter gegen uns ‚Problemnenner‘", weiß sie. "Wir sind die, die bohren", ergänzt Ingolf Hähnel. Auch er engagiert sich für die Interessen seiner Nachbarn in der Rüdickenstraße. So wie Wolfgang Mey für seine Nachbarn in der Seefelder Straße.
Sechs Mitglieder zählt der Kiezbeirat. Vor 15 Jahren wurde er ins Leben gerufen und ist damit eines der langlebigsten Foren dieser Art im Bezirk. Hier organisieren sich Nachbarn, die bei bezirklichen Behörden Gehör finden wollen und auch sonst die Interessen von Anwohnern gegenüber der Politik vertreten und um Lösungen ringen. Dieses Ringen ist schon eine zähe Sache, das weiß Renate Mohrs. "Aber wir können was erreichen", sagt sie. Der Zusammenschluss von Anwohnern schafft es tatsächlich, politischen Druck aufzubauen und so manches Problem zu lösen. Dann geht es nicht nur um einen Fußgängerüberweg. Im Zuge der Modernisierungen der Plattenbausiedlungen rund um die Anna-Ebermann-Straße konnte die Bezirkspolitik Mietwucher abwenden, eine kostenlose Mieterberatung wurde eingesetzt. "Auch wir hatten Erfolg daran", sagt Ingolf Hähnel. Das spornt die Kiezbeiräte an, weiterzumachen.
Jeden dritten Montag im Monat treffen sich Renate Mohrs und ihre Mitstreiter im Stadtteilzentrum Hohenschönhausen Süd, Anna-Ebermann-Straße 26. "Vieles in den Kiezen hat sich verändert", berichtet Ingolf Hähnel. Heute gehört ein Großteil der Siedlung rund um die Anna-Ebermann-Straße der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Daneben entstand eine Einfamilienhaus-Siedlung. Im "Q99" an der Gehrenseestraße wohnen vielfach Studenten. Und die Entwicklung an den benachbarten Gewerbestandorten, etwa im "CleanTech-Park", sorgt für wirtschaftlichen Aufschwung. Diese Attraktivität birgt jedoch neue Probleme: "Die Politik behandelt das Areal, als wären wir noch immer in dörflichen Strukturen verhaftet", kritisiert Hähnel.
Seit Jahren kämpfen die Beiräte etwa für eine nächtliche Verkehrsberuhigung der Gehrenseestraße auf Tempo 30. "Das Verkehrsaufkommen gerade was Lkws anbetrifft, erhöht sich seit Jahren", weiß Renate Mohrs. Hartnäckig setzt sich der Kiezbeirat auch für eine bessere ärztliche Versorgung im Gebiet ein. Mehrfach wandten sich die Mitglieder an die Kassenärztliche Vereinigung. Und sie fordern von der Politik, auch bei der Flüchtlingshilfe die Anwohner besser zu informieren: Erst kürzlich wurde das Containerdorf an der Wollenberger Straße bezogen. Die Anwohner wollen auch Bescheid wissen, wenn weitere Unterkünfte geplant sind. "Viele haben Angst vor noch mehr Veränderungen, Umstellungen", sagt Ingolf Hähnel. Bessere Information, so findet er, sei das beste Rezept gegen politische Gleichgültigkeit. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.