Jobcenter Lichtenberg mit Alpha-Siegel zertifiziert
Leseschwäche kein Problem

Das Jobcenter Lichtenberg berät und unterstützt Menschen, die nicht ausreichend gut lesen und schreiben können. Für dieses Engagement erhielt es jetzt das sogenannte Alpha-Siegel. Das Zeichen signalisiert Betroffenen, dass sie in der Behörde auf Hilfe bauen können.

Wenn Erwachsene höchstens einzelne Wörter, nicht aber zusammenhängende Sätze und Texte lesen und schreiben können, spricht man von funktionalem Analphabetismus. Davon sind in Deutschland etwa 6,2 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren betroffen. Das hat eine Studie der Universität Hamburg im Jahr 2018 festgestellt.

In Berlin wurde vor fünf Jahren das Grund-Bildungs-Zentrum gegründet – als zentrale Anlaufstelle für Information, Beratung und Vernetzung rund um die elementare Bildung. Dieses Kompetenzzentrum verleiht seit 2016 das Alpha-Siegel. Es geht an Einrichtungen, die Menschen mit geringen Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten den Zugang erleichtern, weil sie ihren Service auch auf die Bedürfnisse dieser Personengruppe angepasst haben. Das Siegel bekommt nur, wer einen Zertifizierungsprozess besteht und gewisse Kriterien erfüllt. Das Zeichen an der Eingangstür lässt wiederum Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gleich erkennen, dass sie geschulte Mitarbeiter vorfinden.

Scham vorbeugen

„Niemand muss sich schämen, nicht richtig lesen und schreiben zu können“, sagt Lutz Neumann, Geschäftsführer des Jobcenters Lichtenberg. „Für uns ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen. Das Alpha-Siegel steht für konkrete Erleichterungen und es signalisiert: Niemand wird allein gelassen.“ Das Jobcenter Lichtenberg ist nach den Spandauer Kollegen das zweite in Berlin, das die Zertifizierung bestanden hat. Es trägt nun das Alpha-Siegel, weil es individuelle Angebote unterbreitet. Sie reichen von Informationen auf der Webseite in einfacher Sprache über ein farbliches Wegeleitsystem mit Piktogrammen im Haus bis hin zu Flyern und persönlicher Hilfe. So helfen die Mitarbeiter beim Ausfüllen der Formulare oder Schreiben von Bewerbungen. Über 100 Angestellte haben Schulungen absolviert, dazu kamen Fach- und Austauschveranstaltungen. Und das Jobcenter pflegt nun eine engere Zusammenarbeit mit Bildungsträgern, die Hilfe beim Lesen- und Schreibenlernen anbieten.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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