Inklusive Kiezspaziergänge
Touristische Wanderkarten für Sehbehinderte und Blinde
Eine Tour führt rund um den Malchower See, ein Spaziergang durch den Fennpfuhlkiez, ein andermal geht es zur Rummelsburger Bucht – insgesamt zehn neue Wanderkarten schlagen touristisch attraktive Routen durch Lichtenberg vor. Das Besondere: Die Karten hat die gemeinnützige Gesellschaft Atina speziell für Menschen gemacht, die nicht gut oder gar nicht sehen können.
Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Atina kümmert sich um Frauen und Männer, die es aus den unterschiedlichsten Gründen auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Ihnen bietet der soziale Träger mit diversen Projekten Beschäftigung im karitativen oder technisch-handwerklichen Bereich an. Dabei werden die Teilnehmer kompetent angleitet und gefördert, denn Ziel ist es, ihre Job-Chancen zu verbessern. Auf der anderen Seite unterstützt Atina auch Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. So betreibt die Gesellschaft Kleiderkammern, Kiezküchen, Verkehrsschulen und ähnliche Einrichtungen an sechs Standorten in Lichtenberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte.
Von einem Projekt, das der Träger im Rahmen des Programms „Partnerschaft – Entwicklung – Beschäftigung“ (PEB) umgesetzt hat, profitieren nun vor allem sehbehinderte und blinde Menschen. Zwei Jahre dauerte die Maßnahme, die mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Berlin gefördert wurde. Resultat sind zehn taktile touristische Wanderkarten für den Bezirk Lichtenberg.
„Vorlage waren die Wanderkarten, die es in Lichtenberg schon seit einiger Zeit gibt“, erzählt Sarah Korup-Schulz von der Projektarbeit bei Atina. „Wir haben geschaut, wie geeignet die Touren für Blinde und Sehbehinderte sind, haben sie vereinfacht und die Karten angepasst. Bei allen Schritten haben sehende und blinde Menschen eng zusammen gearbeit, damit die Produkte allen Anforderungen der Zielgruppe entsprechen.“ Heraus kamen Wanderkarten, die nicht nur mit der taktil lesbaren Blindenschrift versehen sind. Sie wurden auch besonders kontrastreich und in kräftigen Farben gestaltet – für Menschen mit leichteren Sehbehinderungen.
„Dieses Projekt hat einen wichtigen Beitrag zur Inklusion in Lichtenberg geleistet“, lobt Sozialstadträtin Birgit Monteiro (SPD). „Es hat den Teilnehmern aber auch ermöglicht, ihre eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Als Vorsitzende des bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit freut es mich besonders, wenn unser Engagement Früchte trägt.“
Auch Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) schätzt die Initiative des sozialen Trägers: „In Lichtenberg leben etwa 2000 Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung, für die ein selbstbestimmtes Leben nach wie vor nicht frei von Hindernissen ist“, sagt er. „Gleichzeitig zielen zahlreiche Initiativen, Projekte und Angebote im Bezirk auf eine gleichberechtigte Teilnahme von Menschen mit Behinderung ab. Diese Wanderkarten bezeugen das Engagement, unseren Bezirk als Wohn- und Arbeitsort für Menschen mit Handicap noch attraktiver zu gestalten.“
Für einen öffentlichen Praxistest der Karten laden Bürgermeister und Stadträtin zu einem inklusiven Kiezspaziergang rund um den Oranke- und Obersee ein. Das Motto lautet: „Die Blinden führen die Sehenden“, Termin ist am Donnerstag, 13. September. Los geht es um 13 Uhr im Rosengarten am Wasserturm in der Waldowstraße 20. Gegen 15 Uhr findet sich die Gruppe in der Bar am Wasserturm für ein kurzes Resümee ein. Einen Zwischenstopp gibt es im Mies van der Rohe Haus.
Die taktilen Karten sind ab dem 1. Oktober gegen eine Ausleihgebühr von zehn Euro an folgenden Orten erhältlich: im Rathaus Lichtenberg, in den Bürgerämtern 2 und 4 und beim Träger Atina in der Gärtnerstraße 19-30 .
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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