Wenn Babys zu lange schreien: Erste Ambulanz im Bezirk eröffnet
Viele Eltern sind in großer Sorge, wenn ihre Babys zu oft und zu lange schreien. Im Projekt „blu:boks Berlin“ gibt es seit Anfang April eine Ambulanz für sogenannte Schreibabies.
Dafür wurde beim Projekt die Heilpraktikerin Jeannine Ernst eingestellt. Sie bietet den Familien ganz unbürokratisch ihre Hilfe rund um Schwangerschaft, Baby- und Kleinkindzeit an. In der Schreibabyambulanz möchte sie den Eltern helfen, mit dem Problem fertig zu werden. In der „blu:boks Berlin“, Paul-Zobel-Straße 9, werden durch das neue Projekt Kinder von den ersten Lebenswochen bis zum 18. Lebensjahr betreut.
Jugendstadträtin Katrin Framke (parteilos für Die Linke) freute sich über das neue Angebot. „Viele Eltern haben es nicht so einfach mit ihren Neugeborenen“, sagte die Stadträtin. Das Bezirksamt unterstützt das Projekt und wird auch auf der Internetseite einen entsprechenden Hinweis veröffentlichen. Ziel sei es, eine gute Verbindung zwischen den Eltern und dem schreienden Kind aufzubauen, so Framke. „Die Eltern müssen lernen, was das Kind von ihnen möchte.“ Das ist nicht einfach, denn über Sprache kann sich ein Säugling nicht verständlich machen. „Frühe Hilfen sind sehr wichtig“, damit es nicht zu Problemen kommt. Die Jugendhilfe will frühzeitig wirksam werden. Katrin Framke hat sich für die Schreibabyambulanz stark gemacht. 30 000 Euro aus dem Bezirksbudget sind 2018/19 dafür bereitgestellt.
Jeannine Ernst hat einen Arbeitsvertrag für 15 Wochenstunden. Er kann aber erweitert werden. Sie ermutigt die Eltern, schnell Unterstützung zu suchen, wenn sie nicht mehr weiter wissen. „Hier sind die Eltern am richtigen Ort, denn ich kann ihnen helfen“, fügt die gelernte Heilpraktikerin für Psychotherapie hinzu. Sie ermuntert Eltern, so früh wie möglich zu ihr zu kommen. Solche Angebote gibt es in Berlin übrigens seit den 1990er-Jahren.
In Lichtenberg eröffnete nun die erste Ambulanz für schreiende Babys. Die Leiterin glaubt, dass bis zu 26 Prozent aller Familien von dem Problem betroffen sind. „Schreiende Kinder können ihre Eltern oft über Stunden in Atem halten“, sagt Jeannine Ernst. „Dadurch sind die Eltern oft am Verzweifeln, wenn sich das Kind nicht beruhigen lässt.“ Das führt schließlich auch zu Stresssituationen zwischen den Eltern, die mit ihrem Latein am Ende sind. Die Heilpraktikerin arbeitet hauptsächlich mit Körperkontakt zwischen Mutter und Kind.
Warum Babys schreien, ist sehr vielschichtig. Erschöpfung und Stress während der Schwangerschaft können eine Hauptursache sein. „Ich trainiere mit den Eltern, damit Aggressionen zwischen den Erwachsenen und zum Kind gar nicht erst aufkommen.“ Es sei viel besser vorbeugend zu arbeiten, bevor es größere Probleme gibt, die teilweise auch zur Trennung der Eltern führen können.
„Wenn ein Säugling längere Zeit schreit, ist das wie ein Alarmsignal“, sagt Jeannine Ernst. Sie möchte den Familien helfen, wieder ein ruhiges Baby zu bekommen. Vor allem sollen durch die Therapie die Eltern entlastet werden. „Es geht mir um eine liebevolle Verbindung zwischen den Eltern und ihrem Kind“, erzählt die Heilpraktikerin.
Die Therapeutin hofft, dass viele Eltern diese Chance wahrnehmen. Sie können sich über das Internet oder telefonisch melden. Innerhalb von 48 Stunden bekommen sie einen Termin. „Wir wollen uns zu einem Familienzentrum entwickeln“, erklärt Martin Schaefer, Geschäftsführer der „blu:boks Berlin“. Es gibt Spielmöglichkeiten, ein kleines Café und seit zwei Jahren auch eine Kita mit 150 Plätzen. Insgesamt sind 50 Mitarbeiter im Projekt beschäftigt.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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