Insektenschutz auf dem Balkon
Umweltbüro Lichtenberg bietet Samentütchen nach Schmetterlingsgeschmack an
In Bayern soll ein Volksbegehren die Bienen retten. Auch die Lichtenberger können jetzt einer bedrohten Insektengruppe helfen. Das Umweltbüro hat Samentütchen für Schmetterlingswiesen im Angebot. Die gibt es gratis. Denn die bunten Falter brauchen Beistand.
„Bloß nicht düngen“, mahnt Doreen Hantuschke. „Das Saatgut keimt nicht in fetter Erde! Am besten eignet sich sandiger Boden.“ Die Leiterin des Umweltbüros verteilt gerade Samentütchen. Jedes trägt die Aufschrift „Schmetterlingsweide“. 1000 Stück hat sie mit den Kollegen vom Verein Naturschutz Berlin-Malchow eigenhändig befüllt und verpackt. Die Tüten sind im Büro in der Passower Straße zu haben. Solange der Vorrat reicht, bringt das Umweltbüroteam auch jeweils ein paar zu den mobilen Sprechstunden im Allee-Center mit.
Anlass ist ein Phänomen, das nicht nur die Umweltschützer sorgt. Weltweit kennen die Experten mehr als 160 000 Schmetterlingsarten, allein in Deutschland sind es circa 3700. Gut die Hälfte aller Arten ist im Bestand gefährdet. „Einige sind bereits ausgestorben“, sagt Biologin Beate Kitzmann vom Malchower Naturschutzverein. „Man muss kein Experte sein, um festzustellen, dass es immer weniger Schmetterlinge gibt. Dazu reicht ein Sommerspaziergang über Wiesen und Felder.“
Langfristiges Engagement
Umweltbüro und Bezirksamt Lichtenberg haben die Falter schon länger im Fokus. So ließen sie ihren traditionellen Wandkalender für 2019 mit Schmetterlingsmotiven samt Wissenswertem über die Insekten gestalten. Die zwölf Abbildungen zierten auch ein kleines Sortiment an Terminkalendern, Spielen und Brotbrettchen, die Umweltstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) beim vorweihnachtlichen Lichtermarkt am Rathaus versteigerte. Bei der Auktion kamen 244 Euro zusammen. Der gesamte Erlös floss ins Saatgut für die Schmetterlingsweide-Päckchen.
Auf deren Mischung kommt es an. Sie enthält Samen für Futterpflanzen der in unserer Region heimischen Schmetterlinge, die sich in erster Linie an Nektar und Pollen laben. „Wichtig war uns, dass sowohl für die Falter als auch für die Raupen geeignete Pflanzen dabei sind“, erklärt Doreen Hantuschke. Viele Arten sind je nach Entwicklungsstadium von ganz speziellen Gewächsen abhängig. Manche fressen nur eine bestimmte Sorte und wenn die fehlt, fehlt bald auch der Schmetterling.
Im Tütchenmix finden sich unter anderem Schafgarbe, Färberkamille, Wiesen-Flockenblume, Wilder Majoran, Rote Lichtnelke und Wilde Möhre. Letztgenannte speist der Schwalbenschwanz am liebsten. Wer sich die Saatmischung für Garten oder Balkon holt, hat also gute Chancen, bald von den hübsch gezeichneten Faltern Besuch zu bekommen.
Problem Monokulturen und Dünger
Fremde Pflanzenarten, die einheimische verdrängen; fehlende Feldraine und die Monokultur in der Landwirtschaft: Es gibt einige Gründe, warum Bienen, Schmetterlinge und Co nur noch wenig oder gar keine Nahrung mehr finden. Die insektenunfreundliche Pflegepraxis der städtischen Grünanlagen verschlimmere die Lage noch, sagt Umweltstadtrat Nünthel. „Mit unserer Schmetterlingsweide kann jeder Einzelne die hiesige Falterwelt unterstützen.“
Ein Tütchen der Lichtenberger Samenmischung reicht für knapp fünf Quadratmeter Fläche – also mehrere Balkonkästen oder einen Vorgarten. Die Aussaat empfiehlt sich von Mitte April bis Mitte Juni. Weil die Keimlinge nährstoffarmen Boden brauchen, sollte unter handelsübliche Blumenerde Sand gemischt werden. Dann genügen mäßiges Gießen und der Verzicht auf Dünger. Wenig Mühe für den Lohn einer Schmetterlingswiese, die den ganzen Sommer blüht.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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