Insektenschutz auf dem Balkon
Umweltbüro Lichtenberg bietet Samentütchen nach Schmetterlingsgeschmack an

Ein Tütchen vom Samenmix reicht für fünf Quadratmete Schmetterlingsweide. | Foto: Berit Müller
3Bilder
  • Ein Tütchen vom Samenmix reicht für fünf Quadratmete Schmetterlingsweide.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

In Bayern soll ein Volksbegehren die Bienen retten. Auch die Lichtenberger können jetzt einer bedrohten Insektengruppe helfen. Das Umweltbüro hat Samentütchen für Schmetterlingswiesen im Angebot. Die gibt es gratis. Denn die bunten Falter brauchen Beistand.

„Bloß nicht düngen“, mahnt Doreen Hantuschke. „Das Saatgut keimt nicht in fetter Erde! Am besten eignet sich sandiger Boden.“ Die Leiterin des Umweltbüros verteilt gerade Samentütchen. Jedes trägt die Aufschrift „Schmetterlingsweide“. 1000 Stück hat sie mit den Kollegen vom Verein Naturschutz Berlin-Malchow eigenhändig befüllt und verpackt. Die Tüten sind im Büro in der Passower Straße zu haben. Solange der Vorrat reicht, bringt das Umweltbüroteam auch jeweils ein paar zu den mobilen Sprechstunden im Allee-Center mit.

Anlass ist ein Phänomen, das nicht nur die Umweltschützer sorgt. Weltweit kennen die Experten mehr als 160 000 Schmetterlingsarten, allein in Deutschland sind es circa 3700. Gut die Hälfte aller Arten ist im Bestand gefährdet. „Einige sind bereits ausgestorben“, sagt Biologin Beate Kitzmann vom Malchower Naturschutzverein. „Man muss kein Experte sein, um festzustellen, dass es immer weniger Schmetterlinge gibt. Dazu reicht ein Sommerspaziergang über Wiesen und Felder.“

Langfristiges Engagement

Umweltbüro und Bezirksamt Lichtenberg haben die Falter schon länger im Fokus. So ließen sie ihren traditionellen Wandkalender für 2019 mit Schmetterlingsmotiven samt Wissenswertem über die Insekten gestalten. Die zwölf Abbildungen zierten auch ein kleines Sortiment an Terminkalendern, Spielen und Brotbrettchen, die Umweltstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) beim vorweihnachtlichen Lichtermarkt am Rathaus versteigerte. Bei der Auktion kamen 244 Euro zusammen. Der gesamte Erlös floss ins Saatgut für die Schmetterlingsweide-Päckchen. 

Auf deren Mischung kommt es an. Sie enthält Samen für Futterpflanzen der in unserer Region heimischen Schmetterlinge, die sich in erster Linie an Nektar und Pollen laben. „Wichtig war uns, dass sowohl für die Falter als auch für die Raupen geeignete Pflanzen dabei sind“, erklärt Doreen Hantuschke. Viele Arten sind je nach Entwicklungsstadium von ganz speziellen Gewächsen abhängig. Manche fressen nur eine bestimmte Sorte und wenn die fehlt, fehlt bald auch der Schmetterling.

Im Tütchenmix finden sich unter anderem Schafgarbe, Färberkamille, Wiesen-Flockenblume, Wilder Majoran, Rote Lichtnelke und Wilde Möhre. Letztgenannte speist der Schwalbenschwanz am liebsten. Wer sich die Saatmischung für Garten oder Balkon holt, hat also gute Chancen, bald von den hübsch gezeichneten Faltern Besuch zu bekommen.

Problem Monokulturen und Dünger

Fremde Pflanzenarten, die einheimische verdrängen; fehlende Feldraine und die Monokultur in der Landwirtschaft: Es gibt einige Gründe, warum Bienen, Schmetterlinge und Co nur noch wenig oder gar keine Nahrung mehr finden. Die insektenunfreundliche Pflegepraxis der städtischen Grünanlagen verschlimmere die Lage noch, sagt Umweltstadtrat Nünthel. „Mit unserer Schmetterlingsweide kann jeder Einzelne die hiesige Falterwelt unterstützen.“

Ein Tütchen der Lichtenberger Samenmischung reicht für knapp fünf Quadratmeter Fläche – also mehrere Balkonkästen oder einen Vorgarten. Die Aussaat empfiehlt sich von Mitte April bis Mitte Juni. Weil die Keimlinge nährstoffarmen Boden brauchen, sollte unter handelsübliche Blumenerde Sand gemischt werden. Dann genügen mäßiges Gießen und der Verzicht auf Dünger. Wenig Mühe für den Lohn einer Schmetterlingswiese, die den ganzen Sommer blüht.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 570× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 855× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 830× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.208× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.