Google in der Stasi-Zentrale?
CDU will Start-up-Zentrum im Bezirk/ Bürgermeister bremst
Beim einen nicht willkommen, von anderen umworben: Das Onlineunternehmen Google wollte in Kreuzberg einen Gründer-Campus errichten, stieß dort aber auf heftigen Widerstand und gab die Pläne auf. Nun mehren sich in Lichtenberg Stimmen, die das Projekt gern im Bezirk hätten.
Ursprünglich hatte Google vor, im ehemaligen Umspannwerk an der Ohlauer Straße ein Ideen- und Mentoring-Zentrum für Start-ups zu eröffnen. Ähnliche Einrichtungen unterhält der Onlineriese weltweit. In Kreuzberg stieß das Vorhaben aber von Beginn an auf Gegenwind. Aktivisten befürchteten einen weiteren Gentrifizierungsschub. Als auch der Bezirk dem Konzern diverse Auflagen erteilte, zog sich Google zurück.
Was folgte, war ein prompter Vorstoß der Lichtenberger CDU-Fraktion. Dass Google seine Pläne in Kreuzberg aufgegeben habe, sei eine große Chance für Lichtenberg, hatte die Union in einer Pressemitteilung verkündet. „Google ist herzlich eingeladen, nach Lichtenberg zu schauen und in zentraler Lage die Campusidee anzupacken“, so Fraktionschef Gregor Hoffmann. Mit Blick auf die entstehenden Arbeitsplätze solle der Bezirk dem Unternehmen nun rasch Offerten unterbreiten.
Auf Google zugehen
Der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar hält die ehemalige Stasi-Zentrale an der Normannenstraße für geeignet. Das Gelände stagniere seit 30 Jahren, so Vorstand Christian Booß. Die Idee, dort einen Campus für Demokratie zu etablieren, zeige bisher keine ausreichende Zündkraft. Der Verein appelliert an Senat und Bezirksamt, „auf Google zuzugehen und die Idee, den Start-up-Campus auf dem ehemaligen Stasi-Gelände anzusiedeln, auszuloten“.
Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) hält indes nichts von Schnellschüssen, wenn es um die Ansiedlung von Unternehmen geht. „So etwas sollte seriös vonstattengehen“, sagt er. „Da geht es um Entscheidungen, die gut vorbereitet und professionell begleitet sein müssen. Es wäre wünschenswert, wenn man gemeinsam an einer Lösung für Lichtenberg arbeiten würde und nicht gegeneinander aufzutrumpfen versucht.“ Grunst verweist auf eine telefonische Auskunft von Google, nach der in Berlin gar kein Campus (mehr) entstehen soll. Das Unternehmen stehe aber für Gespräche zur Verfügung, wenn es um kleinere Projekte gehe. Ein Gesprächstermin sei avisiert.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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