Fisch und Gemüse im Kreislauf
Die StadtFarm erzeugt im Landschaftspark Herzberge nachhaltige Produkte
Wie lassen sich Fische und Gemüse in einem geschlossenen ökologischen Kreislauf produzieren – und zwar mitten in der Stadt?
Eine Antwort darauf hat das Team der TopFarmers GmbH gefunden. Es betreibt die StadtFarm im Landschaftspark Herzberge. Sie vertreibt die Produkte in einem eigenen Hofladen und veranstaltet auch Markttage. Auf dem Weg dorthin fühlt man sich nach und nach aufs Land versetzt. Von der Straßenbahnhaltestelle Evangelisches Krankenhaus Herzberge an der Allee der Kosmonauten geht es zu Fuß Richtung Süden. Rechterhand ein kleines Wäldchen, dann links eine Streuobstwiese. Hier weiden Schafe. Nach gut 950 Metern blitzen auf der linken Seite die Scheiben von Gewächshäusern.
Hält man hier einen Moment inne, dann kann man sie genießen: die absolute Stille. Bis eine Spaziergängerin fragt: „Wo geht es denn hier zum Hofladen?“. „Immer den Schildern nach“, ist die Antwort. Der Hofladen befindet sich in einem von zwei Gewächshäusern, die die StadtFarm auf dem Gelände nutzt. Hier wird frischer Fisch verkauft, außerdem Gemüse, Kräuter der Saison und anderes mehr. „Wir sind seit 2017 im Landschaftspark Herzberge“, berichtet Geschäftsführerin Anne-Kathrin Kuhlemann. Begonnen hat alles 2011. Die vier Gründer des Start-up überlegten, wie man nachhaltig Lebensmittel in der Stadt produzieren könnte. „Wir haben uns umgeschaut, was es an Beispielen für nachhaltige Lebensmittelproduktion in Städten gibt“, berichtet Anne-Kathrin Kuhlmann. Dann wurde zunächst auf einer Dachterrasse in Mitte experimentiert, später auf einer 150 Quadratmeter großen Fläche drei Jahre lang geforscht. „Danach wussten wir, was zu tun ist, um unsere Ideen umzusetzen.“ Auf der Suche nach einem Produktionsort entdeckten die Gründer 2016 die Gewächshäuser im heutigen Landschaftspark Herzberge.
Nach entsprechenden Einbauten befinden sich hier nun Aufzuchtbecken für Fische. Deren Ausscheidungen wandeln Bakterien in Dünger um. Das Wasser mit dem Dünger fließt durch Becken mit Erde, in denen sich Regenwürmer tummeln. Aus der Erde nehmen die Pflanzen im Nachbargewächshaus die Nährstoffe auf. Damit reinigen sie das Wasser, das dann gefiltert wieder in die Fischbecken gelangt. Durch diesen Kreislauf kommt die StadtFarm bei ihrer Produktion mit etwa 80 Prozent weniger Wasser, 80 Prozent weniger Fläche und 85 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid-Ausstoß aus, als bei konventioneller Produktion in gleicher Größenordnung. Immerhin werden jährlich 50 Tonnen Fisch und 30 Tonnen Gemüse erzeugt.
Damit das möglich ist, „entschieden wir uns für den Afrikanischen Wels, den clarias gariepinus als Fischart“, berichtet Kuhlmann. Dieser Fisch, der auch Catfisch genannt wird, gehört zu den wenigen, die sowohl vom WWF, als auch von Greenpeace zum Verzehr empfohlen werden. In seiner Heimat lebt er in Trockenperioden ähnlich beengt, wie in den Wasserbecken der Stadtfarm. Deshalb wächst er hier ganz entspannt auf. „Außerdem ist dieser Fisch ein optimaler Futterverwerter“, sagt die StadtFarm-Geschäftsführerin. „Aus einem Kilogramm Futter wird ein Kilogramm Fisch. Hinzu kommt, dass er auch noch sehr lecker schmeckt.“
Zu den Gemüsesorten, die neben den Fischbecken angebaut werden, zählen Tomaten, Salate, Gurken, Kohl, Paprika, Kräuter. Es werden vor allem alte Sorten angebaut. „Die kommen am besten mit den Bedingungen klar“, erklärt Anne-Kathrin Kuhlemann. Aber auch Bananen und Papaya finden sich.
Geöffnet hat der Hofladen Montag bis Mittwoch 10 bis 16 Uhr, Donnerstag 12 bis 20 Uhr, Freitag und Sonnabend 10 bis 18 Uhr. An den drei zuletzt genannten Tagen wird auch Fisch verkauft. Ein weiterer Standort soll möglichst 2021 auf dem Gelände des Heizkraftwerks Klingenberg in Rummelsburg, Köpenicker Chaussee 46-48, eröffnen. Um darauf aufmerksam zu machen, findet dort am 9. Oktober von 12 bis 18 Uhr ein StadtFarm-Markttag statt.
Ausführliche Informationen auf www.stadtfarm.de
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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