Kein Anlaufpunkt für Schlepper
Geschäftsleitung des Dong Xuan Centers wehrt sich gegen Berichterstattung
Mit einem offenen Brief hat das Dong Xuan Center auf Medienbeiträge der vergangenen Wochen reagiert, die über kriminelle Machenschaften im Großmarkt an der Herzbergstraße berichtet hatten. Tenor des Schreibens: Die Vorwürfe sind haltlos.
„Wir wissen nicht, wer derartige Verleumdungen in Umlauf setzt und warum die Presse diese ungeprüft aufgreift“, heißt es im Brief, der von der Geschäftsleitung der Dong Xuan GmbH unterzeichnet ist. „Wir arbeiten seit Jahren eng mit der Polizeidirektion Lichtenberg zusammen. Wenn die Anschuldigungen auch nur ansatzweise wahr wären, hätten die Behörden zu Recht schon längst entsprechende Maßnahmen eingeleitet und die Öffentlichkeit hätte davon erfahren.“
Das Schreiben verweist auf eine Anfrage der Centerleitung vom 24. Juni dieses Jahres bei der zuständigen Polizeidirektion. Danach sei der Geschäftsleitung bestätigt worden, „dass keinerlei diesbezügliche Verdachtsmomente gegenüber unserem Center oder unseren Mietern bestehen“.
Anlass der Rundpost, die das Unternehmen an viele seiner Geschäftspartner und das Bezirksamt Lichtenberg verschickt hat, waren mehrere Zeitungs- und Rundfunkberichte, in denen von Menschenhandel, Kinderarbeit, dem Verschwinden von Minderjährigen und einem Schleuser-Drehkreuz im vietnamesischen Einkaufszentrum an der Herzbergstraße die Rede war. Die Reaktion via offenem Brief: „Bei sämtlichen Artikeln wird nicht ein konkreter Beweis angeführt – alle Beiträge beruhen auf Vermutungen, falschen Behauptungen und konstruierten Zusammenhängen, die jeglicher Grundlage entbehren.“
Weg über Osteuropa
Die Berliner Polizei nennt das Dong Xuan Center indes namentlich in einer umfangreichen Pressemitteilung vom 24. Juni zu den Themen organisierte Kriminalität und Schlepperei. Darin heißt es zunächst: „Das Einschleusen vietnamesischer Staatsbürgerinnen und -bürger über Osteuropa ist ein bekanntes Phänomen und wird im Rahmen von komplexen Ermittlungsverfahren bekämpft.“ Die Schleuserbanden würden primär den Landweg nutzen, vorrangig über eine Route aus Polen nach Berlin. Deutschland und seine Hauptstadt seien in der Regel nicht Ziel, sondern Etappe auf dem Weg nach Großbritannien oder in andere Staaten.
Und wörtlich: „Bei dem Dong Xuan Center handelt es sich in diesem Kontext um einen sporadischen Anlaufpunkt für Schleuserfahrten.“ Wesentlich häufiger werde auf „sichere Unterkünfte“ für die Zwischenunterbringung von Geschleusten zurückgegriffen, heißt es weiter. Details zu Ermittlungsverfahren nennt die Polizei nicht. Vom in den Medienberichten geäußerten Verdacht, illegal eingeschleuste Vietnamesen würden im Markt an der Herzbergstraße als Arbeitssklaven missbraucht, ist in ihrer Mitteilung nicht die Rede.
Vorwurf gegenstandslos
Der offene Brief des Centers weist sämtliche Vorwürfe in dieser Hinsicht jedenfalls zurück: „Für die Geschäftsleitung der Dong Xuan GmbH war es stets eine Prämisse, dass auf ihrem Gelände Sicherheit, Recht und Ordnung herrschen. Aus diesem Grund werden alle Mieter sorgfältig ausgewählt.“ Das Gelände werde rund um die Uhr per Video überwacht, ein externer Sicherheitsdienst sei regelmäßig für Kontrollen vor Ort, damit nur die für den „Betriebszweck vorgesehenen Nutzungen“ erfolgen.
Die Dong Xuan GmbH hat das Betriebsgelände des früheren VEB Elektrokohle seit 2003 zum Handelszentrum und über die Grenzen Lichtenbergs hinaus bekannten Treffpunkt für die vietnamesische Community entwickelt. Nach eigenen Angaben wurden mehr als 2000 Arbeitsplätze geschaffen.
In ihrem Schreiben verweist die Geschäftsleitung abschließend auf die „nachweislich gelungene Integrationsarbeit“ und beteuert: „Transparenz und Vertrauen sind für ein gegenseitiges Verständnis unentbehrlich. Wer Regelverstöße oder verdächtige Aktivitäten im Dong Xuan Center feststellt, konnte und kann sich jederzeit direkt an die Centerleitung wenden – wir werden entsprechenden Hinweisen umgehend nachgehen.“
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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