Handwerk und Start-ups unter einem Dach
Planungen für den ersten landeseigenen hybriden Gewerbehof haben begonnen
An der Bornitzstraße 101 soll nach mehr als 20 Jahren wieder ein landeseigener Gewerbehof entstehen. Konzeptionelle Überlegungen stellten Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos/für die SPD), Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und Roland Sillmann, Geschäftsführer der WISTA Management GmbH vor.
Berlin ist eine wachsende Stadt und es gibt zunehmend Flächenkonkurrenz, sagt Schwarz. Das bekommt das Handwerk immer mehr zu spüren. Mieten und Energiekosten steigen, berichtet die Präsidentin der Berliner Handwerkskammer, Carola Zarth. Und für Handwerksbetriebe werde es immer schwieriger, geeignete Gewerbeflächen zu finden beziehungsweise zu erhalten. Viele Investoren möchten lieber Wohnungen bauen.
Dabei braucht Berlin die Handwerksbetriebe. Die Menschen wollen ihre Dienst- und Serviceleistungen wohnortnah, möglichst in ihrem Kiez erledigen. In Berlin gibt es immerhin noch etwas mehr als 30 000 Handwerksbetriebe. Um deren Bestand zu sichern, ist die Senatsverwaltung mit der Handwerkskammer eine Partnerschaft eingegangen. Deren Ziel ist es unter anderem, landeseigene Gewerbehöfe zu schaffen, berichtet Stephan Schwarz. Entstehen sollen hybride Modelle.
Mit Innovationspreis gewürdigt
Ein Beispiel, wie sich Senatsverwaltung und Handwerkskammer das Nebeneinander von Handwerksbetrieben und Start ups vorstellen, ist die Firma Conbotics. Christian Amaya entwickelte mit seinem Team einen Maler-Roboter, der derzeit von Malerfirmen getestet wird. Er übernimmt das monotone und zeitaufwendige Streichen großer Wandflächen. Die Maler können sich derweil um die Feinarbeiten kümmern. Ein weiterer Effekt ist, dass dem Fachkräftemangel in der Branche etwas entgegengesetzt wird. Für seinen Maler-Roboter ist Conbotics mit dem Berlin-Brandenburger Innovationspreis 2022 ausgezeichnet worden. Nähere Informationen: https://conbotics.com/.
Doch wie kann ein solcher hybrider Gewerbehof aussehen? Wie kann er möglichst rasch entstehen? Antworten auf diese Fragen soll die WISTA Management GmbH finden. Sie ist von der Senatswirtschaftsverwaltung mit den Planungen beauftragt worden. Nach einer Untersuchung mehrerer Standorte wurde entschieden, dass der erste landeseigene Gewerbehof dieser neuen Generation an der Bornitzstraße 101 auf einer Fläche von 12 000 Quadratmetern entstehen soll. Für die beginnenden Planungen stellt der Senat zwei Millionen Euro zur Verfügung.
Bis zu fünf Etagen
Dass die Bornitzstraße ausgewählt wurde, habe mehrere Gründe, sagt Bürgermeister Michael Grunst. „Zum einen handelt es sich um eine landeseigene Fläche und zum anderen ist hier bereits Planungsrecht für einen Gewerbehof vorhanden.“ Hinzu kommt, dass ein Breitbandanschluss vorhanden ist, was für Start-up-Unternehmen eine wichtige Standortvoraussetzung ist.
Die Gebäude sollen in modularer Bauweise entstehen und bis zu fünf Etagen haben, informiert WISTA-Chef Roland Sillmann. „Hybride Gewerbehöfe zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass Start-ups mit Handwerk in räumlicher Nähe arbeiten können. Die finale Zusammensetzung wird sich nach Erstellung des Nutzungskonzepts ergeben“, so Sillmann weiter.
Es dauert noch
So rasch, wie es sich mancher Handwerker vielleicht wünscht, wird der neue Gewerbehof allerdings nicht fertig. Die Planungen beginnen gerade erst. Und für die Umsetzung ist dann von der WISTA ein Kredit aufzunehmen. Geschäftsführer Sillmann rechnet mit Baukosten von zirka 60 Millionen Euro. Erst wenn die Finanzierung gesichert ist, können die geplanten Module für das Gebäude hergestellt werden. Das alles kann voraussichtlich noch bis zu fünf Jahre dauern.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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