Demo für den Tunnelbau
Lichtenrade. Vor einigen Tagen versammelten sich Lichtenrader Bürger auf dem Pfarrer-Lütkehaus-Platz, um gegen die Pläne der Bahn zu demonstrieren und ihrer Forderung eines Tunnelbaus Nachdruck zu verleihen. Die Aktion blieb jedoch überschaubar.
Immerhin zählt Lichtenrade über 50 000 Einwohner, aber die von älteren Semestern dominierte Demo spiegelte das nicht wider. Jedenfalls schätzte die Polizei vor Ort zwischen 400 und 500 Demonstranten, die Veranstalter (Bürgerinitiative Dresdner Bahn) und interessierte Kreise gingen von 600 bis 800 Versammelten aus. Darunter parteiübergreifend die bezirkliche Politprominenz mit den drei Bürgermeisterkandidaten an der Spitze. Allerdings durfte kein Politiker das Wort ergreifen. Statt dessen ließ der BI-Vorsitzende Manfred Beck noch einmal den beinahe 20-jährigen Kampf für eine Tunnellösung Revue passieren, erklärte unter anderem die finanziellen Verhältnisse der Bürgerinitiative, warb um weitere Mitglieder und berichtete von den verschiedenen Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss beim Bundesverwaltungsgericht, die von der BI unterstützt werden. Beck vertritt die (wohl nicht ganz unbegründete) Meinung, dass die Bahn in Lichtenrade keinen Tunnel bauen will, weil damit ein möglicher Präzedenzfall geschaffen würde und analoge Forderungen in anderen Gegenden die Folgen sein könnten. Zwischenzeitlich lief die Sache allerdings kurz aus dem Ruder und Beck erntete lautstarke Buh-Rufe und Pfiffe, als er sich dazu verstieg, die Lichtenrader Nachbarn aufzufordern, nur bestimmte Parteien zu wählen und mehrere andere nicht.
Wie mehrfach berichtet, hat das Eisenbahnbundesamt im vergangenen November die Bahnpläne genehmigt, die Fernbahngleise ebenerdig und durch hohe Schallschutzwände abgeschirmt durch den Ortsteil zu verlegen. Formell ist damit das Baurecht gegeben. Jetzt hängt alles vom Ergebnis der Gerichtsverfahren ab. Die BI fordert dagegen nach wie vor einen Tunnelbau im sogenannten Schildvortrieb und prophezeit andernfalls ein mehrjähriges Chaos mit vielen Belastungen und Einschränkungen durch oberirdische Baumaßnahmen. Weitere Aktionen sind vorerst nicht angekündigt. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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