Ein kompliziertes Projekt: Die Berliner Woche sprach mit der für die Dachaufstockungen in Lichtenrade zuständigen Firma
Lichtenrade. Unser Bericht über die Dachaufstockungen und den damit verbundenen Schäden und Unannehmlichkeiten für die Bewohner im Bereich Werfelstraße und Simpsonweg schlägt hohe Wellen. Darüber hat die Berliner Woche mit M. Tosun, Gesellschafter der Kaga Immobiliengruppe, gesprochen.
Zunächst stellt Herr Tosun klar, dass seine Firma mit den Aufstockungen in der Werfelstraße und den teils immensen Wasserschäden in dortigen Wohnungen nichts zu tun habe. „Da sind unsere Vorgänger verantwortlich. Wir haben die Kaga und die Anlage schließlich erst danach gekauft. Das Problem ist, dass unsere Vorgänger im Gegensatz zu unserem Unternehmen nicht versichert waren“, sagt M. Tosun und fügt hinzu, dass seine Versicherung „alle durch uns verursachte Schäden selbstverständlich beglichen“ habe.
Er könne den Ärger der Betroffenen durchaus verstehen und nachvollziehen, so Tosun. Auch seine Firma habe mit den Widrigkeiten am Bau und den beteiligten Gewerken zu kämpfen. Aber da es sich um ein „kompliziertes Projekt“ handelt, wären Schäden, vor allem die durch Wasser verursachten, eben nicht vermeidbar. Die daraus resultierenden Schadensersatzansprüche hält er allerdings für teilweise „unverschämt“ und betont, dass bislang alle Gerichtsurteile solche Forderungen reduziert hätten.
Um weitere Schäden möglichst auszuschließen, kündigt die Kaga die Umstellung von Mauerwerk auf Fertigbauteile an. „Das geht viel schneller, Ende nächsten Jahres ist das Thema erledigt“, verspricht Tosun. Bislang sind 18 Wohnungen fertig und bezogen, zwölf bereits im Bau und rund 40 noch geplant.
Auch für die Firma Ziegert, die die neuen Wohnungen vermarktet, ist die Situation misslich: „Wir bedauern diese Vorgänge und möchten uns sowohl bei den Anwohnern als auch unseren Kunden entschuldigen für die Unannehmlichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Bau der Lichtenrader Dächer entstanden sind“, sagt Nikolaus Ziegert.
Hätte sich nicht auch mal die Bauaufsichtsbehörde des Bezirksamts um den schon länger andauernden Ärger kümmern müssen? Dazu teilt die noch zuständige Stadträtin Sybill Klotz (Grüne) mit, dass die Dachaufstockungen gemäß Paragraf 63 der Bauordnung im „Genehmigungsfreistellungsverfahren“ durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass die Einreichung der erforderlichen Unterlagen reicht.
Und dann? Dazu die Stadträtin: „Abnahmen des fertigen Bauvorhabens erfolgen in der Regel nicht mehr; die Bauaufsichtsbehörden können sich nur im Einzelfall vorbehalten, dass die Fertigstellung bestimmter Bauarbeiten angezeigt werden müssen und die Bauarbeiten erst nach Zustimmung fortgeführt werden dürfen. Auch können sie eine Kontrolle eines ausgeführten Bauvorhabens nach Übersendung der Fertigstellungsanzeige auf eigene Initiative hin vornehmen. Beides geschieht jedoch eher selten; dies liegt wesentlich auch in der Personalsituation der Bauaufsichtsbehörden begründet." Im Klartext: Es gibt kaum noch Personal, das solche Prüfungen überhaupt durchführen könnte.
Eine Mitteilung, die Kopfschütteln auslöst: Für den Lichtenrader Bundestagsabgeordneten Jan-Marco Luczak (CDU) ist damit schlicht der Tatbestand „Pfusch im Amt“ erfüllt. „Wenn Anwohner seit über einem Jahr über eklatante Baumängel klagen, sollte die zuständige Bauaufsichtsbehörde das zumindest prüfen“, sagt Luczak. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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