Keine Entwarnung im Stau-geplagten Süden Lichtenrade
Schichauweg bleibt Nadelöhr bis Mitte 2022
Autofahrer kennen die Situation schon seit Monaten: Stau vor und hinter der S-Bahnbrücke Schichauweg.
Wer gehofft hatte, dass man nun nach Abschluß der Strassenarbeiten unter der Brücke endlich wieder "freie Fahrt" hat wird bitter enttäuscht.
Auf Anfrage an den zuständigen Fachbereich Strasse im Rathaus Tempelhof-Schöneberg wird man an die Bahn verwiesen. Dort erklärt Meike Kühnel von der Bahn per E-Mail auf Anfrage.
"Die bisherigen Sperrungen am Schichauweg hatten tatsächlich noch nichts mit dem Brückenbau zu tun, sondern waren für die Baufreiheitsmaßnahmen der NBB (Gas) und BWB (Wasser) erforderlich.
Für die Bauarbeiten an der Brücke sind auch weiterhin einseitige oder mittige Sperrungen nötig, damit die Widerlager und die Mittelpfeiler hergestellt werden können. Verkehrliche inschränkungen sind somit bis ins zweite Quartal 2022 gegeben."
Autofahrer müssen also noch lange mit Einschränkungen und Stau rechnen, vorallem am frühen Morgen und zum Feierabendverkehr gibt es lange Rückstaus in der Barnetstrasse und im Schichauweg. Durch die Bahntrasse und gleichzeitige Sperrung des Übergangs Bahnhofstrasse ist eine Umfahrung nahezu unmöglich.
Die Anwohner werden seit Monaten morgens und nachmittags ebenfalls mit erhöhtem Lärm und Abgasen durch unzählige wartende Fahrzeuge strapaziert. Insbesondere die als viel zu kurz empfundene Grünschaltung in Fahrtrichtung Motzener Strasse sorgt regelmäßig für einen langen Rückstau in Richtung Lichtenrader Damm. Auch der Zugang zum EDEKA Markt ist dadurch beeinträchtigt.
Hinzu kommt, dass ab 2022 der Bahnübergang Buckower Chaussee gesperrt werden soll und dann noch mehr Autoverkehr am Schichauweg zu erwarten ist. Offenbar ist den Verantwortlichen nicht bewußt, dass die S-Bahntrasse Lichtenrade quer in 2 Hälften unterteilt und es zunehmend wenig Möglichkeiten für Fussgänger und Radfahrer/Autofahrer gibt, vom westlichen in den östlichen bzw. andersrum Teil zu gelangen. Der Schichauweg wird daher zunehmend zum Nadelöhr durch das sich auch immer mehr große LKWs drängen.
Die Sperrung in der Bahnhofstrasse hat den LKW-Verkehr in den letzten Monaten bereits spürbar erhöht. All dies wurde den zuständigen Stellen beim Bezirksamt wiederholt vorgetragen und um Ausweichrouten gebeten.
Passiert ist, Sie denken es sich schon, nichts.
Leider besteht zu befürchten, dass es mit dem Regierungswechsel im Schöneberger Rathaus nun noch weniger Aufmerksamkeit für die Anwohner und Autofahrer im Randbezirk Lichtenrade geben wird. Die bisherige Bezirksstadträtin C. Heiß hatte das Thema Strassen in Lichtenrade bereits jahrelang praktisch ignoriert.
Der bisherige Bundestagsabgeordnete Dr. Luczak (CDU), der auch in Lichtenrade wohnt und immer ein offenes Ohr für die Bürger hatte, wird im neuen Bundestag nicht mehr vertreten sein. Viele Anwohner fürchten nun, dass sie noch weniger Gehör für ihre berechtigten Sorgen bekommen. Das Jahrzehntelange Desaster um die Thematik "Kopfsteinpflaster" im Dichter Viertel wird man auf absehbare Zeit wohl auch nicht anpacken. Dabei wäre es grade im Zuge der bevorstehenden Sperrungen sehr wertvoll gewesen, wenn es gut asphaltierte Umfahrungen geben würde. Dazu fordern Anwohner seit langem die mittige Asphaltierung der Halker Zeile bis durchgehend zur Kettinger Strasse und auch die Asphaltierung der Querverbindungen zum Lichtenrader Damm wie beispielsweise der Goethe- oder der Grimmstrasse. Auch gibt es offenbar auch kein Problembewußtsein dafür wie stark die Auslastung der B96 (Mariendorfer Damm / Lichtenrader Damm) einmal sein wird, sobald der BER in Nach-Corona-Zeiten einmal seine Volllast erreichen wird.
Überall in Berlin fühlen sich die Randbezirke zu Recht benachteiligt wenn es um Strassenqualität und -planung geht. Als Berliner fühlt es sich häufig so an, als fände das Leben aus Sicht der Entscheider nur innerhalb des S-Bahn-Rings statt (bestes Beispiel: Angebot Carsharing).
Der Autor dieser Zeilen schreibt regelmäßig E-Mails mit Meldungen über gravierende Strassenschäden, Schlaglöcher und andere Strassenprobleme an den FB Strasse (Anmerkung: Mailadresse: fb-strassen@ba-ts.berlin.de).
Leider scheint sich nur selten etwas zu tun. Die Qualität der Asphaltierung rund um den Schichauweg, insbesondere in Richtung Gewerbegebiet Motzener Strasse hat durch das erhöhte LKW-Aufkommen teilweise lebensbedrohliche Ausmaße angenommen.
Schlaglöcher von 20 cm und mehr Durchmesser die für Zweiradfahrer durchaus zu schweren Stürzen führen könnten. Dies wurde der bisherigen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) mehr als einmal kommunziert. Mehr als warme Worte des Bedauerns hatte aber bisher auch sie nicht übrig, wobei sich der Autor dann immer fragt, wie Wahlplakate gemeint sind, auf denen Sie mit "Aus Liebe zu Lichtenrade" posiert.
All dies ist den verantwortlichen Stellen bekannt und wurde wiederholt von Anwohner gemeldet.
Es bleibt zu hoffen, dass sich mehr Bürger und Bürgerinnen mit ihrer Wut über die Untätigkeit an die zuständigen Stellen wenden. Als Leserreporter möchte ich auf diese Umstände hinweisen die unser aller Zusammenleben beeinträchtigen. Nur wenn die Politik massiven Unmut kommunziert bekommt, kann sich etwas ändern.
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Ergänzung vom 30.09.2021
Wie Herr Dr. Luczak, MdB dem Autor per E-Mail mitteilt, wird er trotz des Verlustes seines Direktmandats dem Deutschen Bundestag weiterhin angehören, gewählt über die Landesliste Berlin
In einer Mail verspricht Herr Dr. Luczak " .... als Lichtenrader kann ich Ihnen versichern, dass wir uns mit noch mehr Kraft und Energie dafür einsetzen werden, um den Menschen in den Ortsteilen außerhalb des S-Bahn-Rings noch mehr Gehör zu verschaffen."
Vom Autor wurden alle Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung zu Tempelhof-Schöneberg zum vorliegenden Artikel angeschrieben. Reagiert hat außer Christian Zander (CDU) und Jan-Marco Luczak (CDU) darauf keiner.
Autor:Werner Wollank aus Lichtenrade |
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