Wohnungseigentümer müssen mit Pfusch am Bau fertig werden
Lichtenrade. „Zuerst war es nur ein kleiner Fleck auf der Tapete. Am Tag darauf waren es zwei und am dritten Tag fiel die Tapete von der völlig durchnässten Wand und schnell blühte der Schimmel.“ Eine Erfahrung, auf die Daniel Gäsche gern verzichtet hätte.
Gäsche ist kein Einzelfall, aber ein Paradebeispiel. Der RBB-Moderator und Buchautor hat vor gut zehn Jahren eine Wohnung in der Holzmannsiedlung im Dreh Barnetstraße/Simpsonweg/Werfelstraße gekauft. Die in der Regel drei Etagen umfassenden Häuserblocks mit insgesamt knapp 200 Wohneinheiten wurden 1955 gebaut. Alle Wohnungen wurden nach der Jahrtausendwende in Eigentum umgewandelt und meist von den vormaligen Mietern erworben. Der Haken in den Kaufverträgen: Die Dächer waren nicht im Preis inbegriffen.
„Das bedeutet“, so Daniel Gäsche zur Berliner Woche, „dass wir, und das war auch allen klar, unter Umständen mit einer Aufstockung rechnen mussten. Als es dann 2013 tatsächlich dazu kam, fing der bis heute andauernde und zudem steigende Ärger an.
Bis dahin wohnte Gäsche mit seiner Frau in der obersten Etage. Sein Häuserblock war der erste, der um eine vierte Etage aufgestockt wurde. Für den Mieter mit den oben beschriebenen Folgen. Den allein in seiner Wohnung durch „Pfusch am Bau“ entstandenen Sachschaden beziffert Gäsche auf insgesamt knapp 10 000 Euro. Um die Räume bewohnbar zu erhalten, musste er in die eigene Tasche greifen. Auf Schadensersatz wartet er noch heute.
„Ich habe zwar längst einen gerichtlich erstrittenen Titel, aber niemand, bei dem vollstreckt werden könnte“, so Daniel Gäsche. Das quasi von allen Nachbarn beklagte Problem ist, dass keiner mehr durchblickt, wer wann wo welche Arbeiten gerade durchführt beziehungsweise nicht durchführt und es statt dessen durchregnen lässt. In den aufgestockten Teilen sind zwar schon die Eigentümer eingezogen, aber in den Hausfluren hapert es augenscheinlich. So wurden die neuen Treppenstufen teilweise in unterschiedlich Höhen als Stolperfallen in Beton gegossen oder falsch aufgetragener Putz bröckelt schon wieder von den Wänden, aus denen manchmal auch noch Kabel hängen. Trotz der Pleiten-, Pech- und Pannenserie geht es zurzeit am Simpsonweg weiter, das heißt, erst mal werden die Dächer aufgerissen.
„Die Arbeiten werden mittendrin immer wieder eingestellt, irgendwann kommt dann eine andere Firma, manchmal mit alten, manchmal mit neuen Gesichtern“, erzählt Gäsche. Bei dem „Lichtenrader Dächer“ genannten Gesamtprojekt haben sich die Besitzverhältnisse zwischenzeitlich geändert. Aber die wohl brisanteste Frage: Wann, und vor allem von welcher Behörde, wurde die bisher erfolgte und schon bewohnte Aufstockung eigentlich kontrolliert und baupolizeilich abgenommen? „Wir waren das nicht, wir haben auch die Baugenehmigung nicht erteilt, vielleicht war es das Stadtplanungsamt“, so Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) auf unsere Nachfrage. „Zumindest hier, auf unserem Dach hat nie irgendwer irgendetwas offiziell abgenommen“, so Gäsche. Die Berliner Woche wird diese Frage klären und berichten. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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