Georg-Büchner-Gymnasium treibt mit Schüler-App die Digitalisierung voran
Ein geschwungenes weißes „S“ auf froschgrünem Grund ist das Markenzeichen von „Schoolando“. Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums haben die App entwickelt. Andere könnten diesem Beispiel folgen.
„So viele Downloads haben wir nicht erwartet“, sagt Yussef Hussain. Seit 12. April ist die „Schoolando“-App kostenlos in den App-Stores erhältlich. 200-mal wurde sie allein in der ersten Woche heruntergeladen. Bei 600 Schülern und einem 60-köpfigen Kollegium ist das eine beachtliche Zahl. Obwohl sich die App noch im Anfangsstadium befindet und mit kleineren Softwareproblemen zu kämpfen hatte, sei das Feedback größtenteils „sehr positiv“. „Uns wurden auch neue Funktionen vorgeschlagen, über die wir beraten werden“, erzählt Yussef Hussain. Er ist einer von acht Schülern von „Georganizer“, der Schülerfirma des Gymnasiums, die die Idee zu „Schoolando“ hatte.
Mithilfe der App können die Schüler ihren Vertretungs- und Stundenplan einsehen, einen Kalender mit Klausurterminen aufrufen und Schulneuigkeiten lesen. Für den Fall, dass eine Stunde kurzfristig ausfällt, werden sie umgehend über eine Push-Nachricht auf ihrem Smartphone informiert. Auch für die Lehrer ist „Schoolando“ nützlich. Sie haben die Möglichkeit, Zensuren gleich in der App einzutragen. Passwortgeschützte Bereiche für Lehrer und Schüler sorgen für die Einhaltung des Datenschutzes. Da rund 95 Prozent der Schüler ein internetfähiges Handy besitzen, kann nahezu jeder die App nutzen. Das offiziell in der Schulordnung festgelegte Handyverbot bleibe aber unangetastet, so Lehrerin Katrin Dietz. „Die App ist extra so ausgelegt, dass man sie außerhalb der Schule nutzen kann“, erklärt Yussef Hussain.
Auf die Idee zur App kamen die 16- bis 17-jährigen Gymnasiasten im Zuge der Bundestagswahl im September und aufgrund einiger kritischer Zeitungsartikel über die Digitalisierung in Berliner Schulen. Mithilfe des Verkaufs von 90 Anteilsscheinen an ihrer Schülerfirma „Georganizer“ sammelten sie Geld, um ihre Idee in die Tat umsetzen zu können. Das Softwareunternehmen „Appsynatics“ übernahm die Programmierung nach den Wünschen der Schüler. IT-Freaks seien sie nicht, sagt Schülerin Gina Lay. Bei ihren wöchentlichen Sitzungen kümmern sie sich vor allem um Marketing und Sponsorensuche. Über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe stehen sie darüber hinaus in regelmäßigem Austausch. In der Schülerfirma gibt es eine Finanz- und eine Marketingabteilung sowie einen Vorstand.
„Sie sind wirklich sehr engagiert“, sagt Katrin Dietz. Martin Schulze von der Firma „AT&T“, der die Schüler als Wirtschaftspate begleitet und berät, findet es „inspirierend zu sehen, wie professionell sie arbeiten und welche Ideen sie haben“. Als Vater zweier Töchter habe er den Eindruck gewonnen, dass Schüler im Unterricht nicht ausreichend aufs Berufsleben vorbereitet werden. Das Engagement in einer Schülerfirma sei daher genau das Richtige. „Georganizer“ ging aus dem JUNIOR-Programm hervor, das bundesweit Schülern der Sekundarstufen I und II die Gründung einer Schülerfirma ermöglicht. Damit sollen sie frühzeitig unternehmerisches Denken und Handeln lernen.
Die Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums haben dies, wie es scheint, bestens verinnerlicht, denn sie haben große Pläne. Zunächst wollen sie im Mai beim Landeswettbewerb der Schülerfirmen aus Berlin und Brandenburg eine Topplatzierung erreichen. Und dann wollen sie ihre App an anderen Schulen vermarkten, die diese bei Interesse an ihre Bedürfnisse anpassen könnten. Die „Schoolando“-App aus Lichtenrade als Vorreiter der Digitalisierung in Berliner Schulen – vielleicht wird aus dieser Vision bald Realität.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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