„Meine Stammkunden retten mich“
Taxiunternehmer und BVV-Mitglied Hagen Kliem und sein Umgang mit der Corona-Krise
Trotz der angekündigten Milliardenhilfen von Bund und Ländern befürchten viele Unternehmen infolge der Corona-Pandemie die Pleite. Große Sorgen machen sich außerdem Selbstständige. Direkt betroffen ist zum Beispiel auch der Bezirksverordnete Hagen Kliem aus Lichtenrade.
Der CDU-Politiker und zugleich Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung ist seit 40 Jahren hauptberuflich als Taxiunternehmer tätig. Ursprünglich sei das Taxifahren nur ein Job zur Finanzierung seines Jurastudiums gewesen, wie er berichtet. Doch weil er es so leidenschaftlich gerne machte, blieb er dabei.
Als Solo-Selbstständiger sein eigener Herr zu sein, sei in normalen Zeiten für ihn ideal. „Ich bin total flexibel, kann fahren, wann immer ich will“, sagt Kliem. Aktuell jedoch ist das Geschäft gefährdet. Er dürfe jetzt nicht krank werden, so Hagen Kliem. Im Vergleich zu seinen festangestellten Taxikollegen habe er jedoch etwas mehr Glück. „Meine Stammkunden werden mich in der Krise retten“, ist er sicher. Mit ihnen habe er sich auf verschärfte hygienische Sicherheitsvorkehrungen bei den Fahrten verständigt. Kunden müssten nun einen Mundschutz tragen, wenn sie zu ihm ins Taxi steigen. „Ich habe immer Desinfektionsmittel im Auto und wische regelmäßig die Türgriffe ab“, erzählt Hagen Kliem außerdem.
Sorgen macht sich der Verordnete vor allem um diejenigen Kollegen, die für größere Taxiunternehmen unterwegs sind. Mehr als die Hälfte der Taxen in Berlin (laut Innung des Berliner Taxigewerbes insgesamt rund 7900) gehöre zu größeren Betrieben mit bis zu 100 Fahrzeugen. Alle Unternehmen lebten vom Umsatz, der nun jedoch eingebrochen sei. Ursachen seien unter anderem der fehlende Flugbetrieb in Tegel und das ausbleibende Nachtleben durch die Schließung von Bars, Kinos, Theatern und Diskotheken. „Warum soll man jetzt noch Taxi fahren? Um nach zwei bis drei Stunden am Stand jemanden für sieben Euro nach Hause zu fahren? Viele werden kaputtgehen“, prognostiziert er. Auch, weil ja trotzdem weiterhin Reparaturen, Kfz-Steuer und Versicherungen bezahlt werden müssten.
Kreative Ideen seien daher nun gefragt. „Es hat mich richtig gefreut, dass in meiner Branche jetzt über Lieferdienste und Einkaufsfahrten für Menschen in Quarantäne nachgedacht wird“, sagt Hagen Kliem. Um dem Taxigewerbe zu helfen und zugleich die BVG zu entlasten, die manche Bus-Linien inzwischen vorübergehend eingestellt hat, bringt er eine Kooperation ins Gespräch. Bereits in den 80er-Jahren seien Taxifahrer nachts im Auftrag der BVG auf bestimmten Linien unterwegs gewesen. Es habe sogar einen richtigen Fahrplan und Fahrkartenverkauf gegeben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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