Kinder offenbar unerwünscht
Zwei Tagesmütter suchen vergeblich nach neuer Bleibe
„So langsam kriege ich doch ein bisschen Panik. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird“, sagt Dorina Ameen (45). Sie und ihre Kollegin Andrea Friese (53) arbeiten gemeinsam als Tagesmütter in einer Wohnung in der Barnetstraße 50. Ihr Mietvertrag läuft jedoch Ende März aus. Und eine neue Bleibe für ihre Kinderbetreuung ist nicht in Sicht.
Anfang September haben sie von der Kündigung erfahren. Die Wohnung, in der Ameen und Friese seit sechs Jahren arbeiten, liegt im Erdgeschoss eines Dreifamilienhauses. Ihr Vermieter benötigt diese nun jedoch, weil dessen Sohn mit seiner Familie dort einziehen möchte. „Wir haben ein super Verhältnis und verstehen das auch“, sagt Andrea Friese. Das Problem ist jedoch, dass sie keine Alternative finden. „Ich habe schon drei Baugenossenschaften und mindestens 20 bis 30 Anfragen über Wohnungssuch-Portale rausgeschickt“, erzählt Friese. Wohnungen, die ihnen zusagen würden, gebe es in Lichtenrade genug. „Wenn sie aber hören, dass wir zwei Tagesmütter mit zehn Kindern sind, heißt es immer: ‚Sie kommen nicht infrage.‘ Oder es gibt gar keine Antwort“, ärgert sie sich. „Ich glaube, es liegt daran, dass die Leute Kinderlärm nicht wollen.“ Dabei seien sie „gute Mieter“ und würden auch stets darauf achten, die Mittagsruhe einzuhalten.
Seit 2007 sind Ameen und Friese ein eingespieltes Team und als Tagesmütter gut vernetzt. Die Kinder, um die sie sich kümmern, sind ein bis vier Jahre alt. Wenn die Eltern ihre Kleinsten morgens um 8 Uhr abgeben, gibt es zunächst Frühstück. Dann spielen, basteln und musizieren die Tagesmütter mit den Kindern, kochen täglich frisch und gehen mit ihnen einmal die Woche im Wald spazieren und zum Turnen ins Gemeinschaftshaus Lichtenrade. Gelegentlich organisieren sie auch mal einen Besuch im Puppentheater. Ihre jetzige Vier-Zimmer-Wohnung hat außerdem den Vorteil, dass sich hinten direkt ein Garten zum Herumtoben anschließt. Das Klettergerüst aus Holz mit einer Rutsche haben sie jedoch bereits abbauen lassen und abgegeben.
Wenn sich bis März keine Lösung findet, sieht es schlecht aus. Die Eltern müssten für ihre Kinder dann einen Kindergarten oder eine andere Tagespflegestelle in der Umgebung suchen.
Dorina Ameen, die seit 14 Jahren als Tagesmutter arbeitet, und Andrea Friese, bei der es sogar schon 19 Jahre sind, würden dann vermutlich erst einmal arbeitslos sein. Was mit dem Inventar passieren würde, wissen die beiden Tagesmütter noch nicht. Hinsichtlich einer neuen Bleibe sind die Voraussetzungen jedoch klar. „80 bis 100 Quadratmeter, drei bis vier Zimmer, im Erdgeschoss mit Bad und Küche – entweder eine Wohnung oder ein Häuschen mit separatem Eingang und Garten“, zählt Friese auf. „Obwohl viele das denken, sind wir kein Gewerbe. Wenn wir eine Wohnung anmieten, müssten wir lediglich beim Bezirksamt einen Antrag auf Zweckentfremdung von Wohnraum stellen.“ Das sei laut Friese aber unproblematisch, denn der Bedarf an Plätzen zur Kinderbetreuung ist überall vorhanden. Auch ihre Liste mit interessierten Eltern sei lang.
Wer eine Idee hat und den beiden Damen weiterhelfen kann, erreicht sie per Mail an ralf_friese@web.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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