Protestaktion gegen Verbot eines Märchenzelts
Lichtenrade. Ein Bild wie aus den wilden 1960er Flower-Power-Jahren: Eine bunte, in die Jahre gekommene Horde Hippies lagert am Ufer des Alt-Lichtenrader Dorfteichs und pflanzt künstliche Blumen auf die vertrocknete Wiese. Sie will damit gegen einen Bezirksamtsbescheid protestieren.
Der Grund: Die Veranstalter des vom 11. bis 13. September auf der Straße rund um den Dorfteich stattfindenden Wein- und Winzerfests wollten dort auf einem Stück Wiese ein Märchenzelt zwecks Kinderbelustigung aufschlagen. Ihr Antrag auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung wurde vom Bezirksamt abgeschmettert. Dazu auch noch gebührenpflichtig – 25 Euro, zahlbar innerhalb einer Woche.
Das wollten die Unterstützer der Alt-Lichtenrader Traditionssause nicht einfach sang- und klanglos hinnehmen. „Das ist doch völlig neben der Spur, die Wiesen sind total vertrocknet, kaputtgehen kann also nichts und die verbieten, auf einem kleinen Stück am Rand ein Zelt für Kinder aufzustellen“, schimpft Wolfgang Spranger, Vorsitzender des Trägervereins Volkspark Lichtenrade.
Das zuständige Straßen- und Grünflächenamt argumentiert dagegen mit dem Grünanlagengesetz, nach dem öffentliche Grünanlagen „nur so benutzt werden, wie es sich aus der Natur der einzelnen Anlage und ihrer Zweckbestimmung ergibt“. Der zuständige Stadtrat, Daniel Krüger (CDU), berief sich auf Nachfrage der Berliner Woche ebenfalls auf das Gesetz, und dass er es ja schließlich nicht ändern könne.
Das allerdings ist nur die halbe Wahrheit. Denn das Grünflächenamt teilte den Antragstellern auch mit: „Die Genehmigung kann im Einzelfall erteilt werden, wenn das überwiegende öffentliche Interesse dies erfordert und die Folgenbeseitigung gesichert ist. Leider ist diese Voraussetzung nicht erfüllt.“ Da platzte selbst den ansonsten um jeden Grashalm kämpfenden Aktivisten vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) der Kragen und die Leiterin der Tempelhof-Schöneberger BUND-Bezirksgruppe, Doris Deom, entwickelte den Plan der sehenswerten und völlig friedlichen Blumenkinder-Aktion. „Trotzdem mussten wir das bis zur letzten Minute geheimhalten, weil das Bezirksamt, so wie die da drauf sind, die Aktion garantiert verboten hätte“, fügt BUND-Mann Michael Delor hinzu. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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