Suppenküche vor dem Aus?
Lichtenrade. Die Tage der Lichtenrader Suppenküche sind offenbar gezählt. Das Bezirksamt sieht sich weder in der Pflicht noch in der Lage, die Einrichtung im sogenannten Bungalow an der Finchleystraße 11 zu erhalten. Geschieht kein Wunder, ist zum Jahresende Schluss.
Das Grundstück gehört der evangelischen Kirche, das Gebäude dem Bezirk. Genutzt wird die Immobilie vom Trägerverein des Nachbarschaftszentrums Suppenküche Lichtenrade. Der hat einen noch bis 31. Dezember befristeten Nutzungsvertrag mit dem Bezirksamt, der nach Lage der Dinge nicht verlängert wird. „Ein bezirklicher Bedarf für die Nutzung des Bungalows liegt gegenwärtig nicht vor. Zudem hat das in Leichtbauweise errichtete Gebäude die Grenze seiner wirtschaftlichen Lebensdauer erreicht, sofern es öffentlich genutzt werden sollte“, erklärt Baustadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) und verweist auf entsprechende Gutachten.
Das Gebäude stammt aus den 1970er-Jahren und wurde ursprünglich als Kinderclub gebaut. „Insbesondere hinsichtlich der Sanitäranlagen und der Barrierefreiheit erfüllt das Gebäude nicht den heutigen Anforderungen an die spezifische Nutzung der Suppenküche“, so Oltmann. Die Kosten für Sanierung und Umbau werden auf bis zu 275.000 Euro geschätzt. Die Kosten für den Abriss des Bungalows werden dagegen mit „nur“ rund 130.000 Euro kalkuliert.
Das eigentliche Problem erklärt Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) allerdings so: „Der ursprüngliche Vertrag mit der Kirche wurde unter der Voraussetzung der Jugendarbeit geschlossen. Das hat auch ein paar Jahre gut geklappt, aber nach und nach kamen andere Nutzungen, unter anderem auch die Suppenküche, bis schließlich offensichtlich wurde, dass keine Jugendarbeit mehr stattfindet und wir das Haus dafür auch nicht mehr brauchen. Und in diesem Fall sieht der Vertrag mit der Kirche vor, unser Gebäude wieder abzureißen.“ Ansonsten steht das Bezirksamt auf dem von Stadtrat Oltmann vertretenen Standpunkt, dass es eine „gemeinsame Verantwortung der Beteiligten“, also auch der evangelischen Kirche und der Suppenküche selbst gibt, um als Ersatz „geeignete Räumlichkeiten vorzuhalten beziehungsweise zu suchen“.
Das sehen die Betroffenen vor Ort freilich völlig anders. Am Geld kann es jedenfalls kaum liegen. Suppenküchen-Chefin Alex Benkel-Abeling zur Berliner Woche: „Wir tragen schon seit Januar 2016 sämtliche Kosten für dieses Gebäude. Betriebskosten, Strom, Wasser und Reparaturen., wir bezahlen einfach alles selbst und sind für einen langfristigen Nutzungsvertrag bereit, das auch weiter zu tun.“ Außerdem weist sie darauf hin, dass auch der Verein über ein Gutachten mit einer sehr viel positiveren Zustandsbeschreibung des Hauses verfüge. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Suppenküche mit ihrem kostenfreien Lebensmittelangebot im Süden Berlins einmalig ist. Sie hat sich zu einem sozialen Treffpunkt mit vielfältigen Angeboten für Jung und Alt weiterentwickelt.
Nun hat der Verein eine Petition gestartet und sammelt unter www.suppenkueche-lichtenrade.de Unterschriften für den Erhalt. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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