Suppenküche öffnet sich jeden Sonntag für Bedürftige
Die Idee für die Suppenküche in Lichtenrade stammt aus dem Jahre 2002 vom Religionspädagogen Ernst-Ludwig Koch. Aber erst drei Jahre später konnte sie umgesetzt werden. "Wir haben keinen Träger für unsere Idee gefunden", erinnert sich die Vorsitzende Álex Benkel. So wurde ein eigener Verein gegründet. "Am 4. September 2005 haben wir die Suppenküche eröffnet." Damals waren es zehn Gäste, die von den zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut wurden. "Wir sind davon ausgegangen, dass wir jeweils maximal 40 Gäste haben", sagt Benkel. Doch es werden immer mehr Menschen, die Hilfe brauchen.
Zunächst konnte die Suppenküche beim Nachbarschafts- und Familienzentrum AHB-Süd unterschlüpfen. Doch vor fünf Jahren reichten die Möglichkeiten dort nicht mehr aus und der "Suppenküche-Lichtenrade e.V. " zog in die Finchleystraße 11. "Das Gebäude gehört dem Jugendamt, es war leer", erzählt Álex Benkel. Die Vereinsmitglieder besorgten Küchenmöbel, meist aus dem Sperrmüll und arbeiteten sie auf. In der Küche wurden Fliesen gelegt, die Wände gestrichen, Tische und Stühle beschafft. "Zunächst hatten wir nur einen alten Starkstromhockerkocher", erinnert sich Álex Benkel an die Anfänge. So konnte man mit einem 20 Liter fassenden Suppentopf kochen. Doch das reichte bald nicht mehr aus. Jeder ehrenamtliche Helfer kann bestätigen, es werden immer mehr Menschen. Fast 80 Prozent der Gäste kommen direkt aus Lichtenrade.
"Wir orientieren uns bei unserer Arbeit an den Franziskanermönchen in Pankow", erklärt die Vereinsvorsitzende. Heißt: In der Suppenküche muss kein Besucher nachweisen, dass er bedürftig ist. Es wird auch kein symbolischer Preis genommen. "Man sieht den Menschen die Armut an", betonte Álex Benkel. "Es gehört sicher eine Menge Überwindung dazu, sich in die Schlange zu stellen."
An jedem Sonntag ist das Team ab 8 Uhr fleißig am Werk. Das Mittagessen wird vorbereitet, Lebensmitteltüten werden gepackt. "Bei uns werden im Prinzip alle gleich behandelt", sagt Álex Benkel, "wir ziehen lediglich Familien mit Kindern vor und Kranke." Zu den Gästen gehören vor allem ältere Einwohner und Mütter mit Kindern. "Wir haben einige Trümmerfrauen unter ihnen", berichtet Benkel. "Sie haben Berlin nach dem Krieg aufgebaut, heute reicht das Geld nicht mehr zum Leben."
Seit Mai gehört der Verein "Suppenküche Lichtenrade" zum Paritätischen Wohlfahrtsverband. Seit vier Jahren gibt es eine Kooperation mit der Georg-Büchner-Oberschule. "Schüler der 8. Klasse kommen im Rahmen des sozialen Bildungsprojekts zu uns", erzählt Álex Benkel. Sie arbeiten jeden Sonntag mit. Ihre Erlebnisse dokumentieren sie und werten sie im Ethikunterricht aus. Hier lernen die Schüler andere Lebenssituationen kennen, den Umgang mit anderen Menschen. Das hat schon vielen bei der Berufswahl geholfen.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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