Schranke vor Seniorenwohnhaus
Abholung der pflegebedürftigen Mutter dauert neuerdings ziemlich lange
Siegfried Schlosser (63) muss schon eine Weile damit leben. Abfinden will er sich mit der Situation jedoch nicht. Wenn er seine an Demenz erkrankte Mutter Eugenie (89) in einer Einrichtung für betreutes Wohnen am Freiertweg, Ecke Lichtenrader Damm abholen möchte, muss er seit dem 1. Juli viel Zeit einplanen. Grund ist eine Schranke.
Sie versperrt die Zufahrt zu den Parkplätzen vor dem Gebäude, das neben der Einrichtung des Pflegewerks Berlin auch noch Mietwohnungen enthält. Jahrelang war die Schranke geöffnet, sodass Siegfried Schlosser bis vor die Tür fahren konnte. Für ihn ist das dringend notwendig, denn mehrmals in der Woche holt er seine im Rollstuhl sitzende Mutter ab. Eugenie Schlosser wird seit April 2017 in einer Wohnung im ersten Stock von Pflegekräften betreut. Täglich wird sie zu einer Tagespflegestelle in der Friedenstraße in Mariendorf gebracht – mal von einem Fahrdienst, mal von ihrem Sohn. Dieser arbeitet als Programmierer ganz in der Nähe. Brauchte er früher etwa fünf Minuten, um seine Mutter abzuholen, ist es nun stets eine halbe Stunde.
„Ich besuche sie auch täglich nach Arbeit, aber es ist kompliziert geworden“, sagt Siegfried Schlosser. Weil die Schranke nun verschlossen ist, muss er sich eine Haltemöglichkeit in der Nähe suchen. Das sei oft schwierig, denn auch die Patienten, die zum direkt gegenüberliegenden Praxishaus Lichtenrade möchten, würden ihm zufolge im Freiertweg parken. Anschließend holt er sich im Büro des Pflegewerks einen Schlüssel für die Schranke, um dann auf einen der Besucherparkplätze fahren zu können. Für ihn eine zusätzliche Belastung. „Ich bin auch nicht mehr so beweglich, kann keine weiten Wege mehr gehen.“
Das kommunale Wohnungsunternehmen Gewobag, dem das Gebäude im Lichtenrader Damm 51-71 gehört, teilt auf unsere Anfrage hin mit, dass es in der Vergangenheit bezüglich der Parkplätze vor dem Seniorenwohnhaus zu Konflikten gekommen sei. „Die Nutzung der Parkplätze war teilweise ungeklärt und es kam unter anderem zu längeren Fremdnutzungen durch nicht befugte Personen.“ Des Weiteren hätten die Mieter Bedarf angemeldet, einen Parkplatz für ihren privaten Pkw anzumieten. „Daher haben wir uns dazu entschlossen, die Parkplätze seit dem 1. Juli für 30 Euro im Monat zu vermieten“, so die Gewobag. „Dabei wurde berücksichtigt, dass Feuerwehr und Rettungswagen einen schnellen und reibungslosen Zugang durch einen angebrachten Feuerwehrtresor erhalten.“ Um die Versorgung der Senioren zu gewährleisten, sei dem Pflegewerk ein entsprechendes Parkplatzkontingent zugeteilt worden.
„Betriebswirtschaftlich kann ich das verstehen. Ich hätte das vielleicht auch nicht anders gemacht“, meint Siegfried Schlosser. Für sozial halte er die Lösung allerdings nicht. Seine Idee wäre eine Halteverbotszone vor dem Gebäude mit zwei großen pflasterten Besucherparkplätzen. Dafür müsste das Bezirksamt aktiv werden. Jemand wie Schlosser, der fünf Jahre lang für die Piraten in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf saß, weiß jedoch, dass solche Vorhaben meist viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Frage, ob für ihn eine Ausnahmeregelung möglich sei, beantwortet die Gewobag wie folgt: „Im vorliegenden Fall prüfen wir noch Möglichkeiten, um die Situation vor Ort zu entspannen.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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