Für ein lebenswerteres Nahariyaviertel
Quartiersmanager wollen sich um den Marktplatz, Bolzplätze und Bildungsangebote kümmern
Seit Anfang 2021 gibt es im Viertel rund um die Nahariyastraße ein Quartiersmanagement (QM). Das bedeutet: Es stehen Fördermittel aus dem Topf „Sozialer Zusammenhalt“ zur Verfügung, um das Gebiet für die Bewohner lebenswerter zu machen. Einige Projekte sind bereits angelaufen.
Kadriye Karci und Peter Pulm sind zwei der drei Quartiersmanager. Sie haben einschlägige Erfahrungen, viele Jahre waren sie beim QM Schöneberg-Nord tätig. Die Situation sei hier, im Südosten Lichtenrades, jedoch schon eine andere, so Pulm. Zwar gehört auch die Hälfte des alten Dorfkerns zum Fördergebiet, die meisten der 7000 Bewohner leben aber in der Großsiedlung aus den 1970er-Jahren. Der Anteil der Migranten ohne deutschen Pass ist mit rund 50 Prozent hoch, die meisten von ihnen kommen aus arabischen Ländern. „Dier Zuzug hat seit dem Syrienkrieg massiv zugenommen“, sagt Pulm.
Anders als in der Innenstadt hat das QM-Team es im Nahariyaviertel nicht mit vielen unterschiedlichen Hauseigentümern zu tun, sondern vor allem mit drei großen Playern: Degewo, Ideal-Genossenschaft und Adler Group. Diesen Unternehmen gehört auch der größte Teil der Freiflächen. Das hat Konsequenzen. Will das QM Projekte fördern, müssen sich die Eigentümer nämlich zu 25 Prozent an den Kosten beteiligen. Egal ob es sich um eine neue Lüftung für den Jugendtreff Waschhaus oder um die dringend notwendige Sanierung von Bolzplätzen handelt. Um etwas zu bewegen, gilt es also, die Unternehmen an den Tisch zu holen.
„Eine der wenigen öffentlichen Flächen ist der Lichtenrader Graben, der quer durchs Gebiet führt“, so Peter Pulm. Hier könnte relativ unkompliziert eine schönere Umgebung für Fußgänger geschaffen werden, vielleicht flankiert von einigen Sportgeräten. Relativ klar ist auch, dass der Spielplatz im Volkspark ertüchtigt wird. Die Grünanlage ist in der Hand eines Vereins, die Zusammenarbeit funktioniert laut Quartiersmanager gut. Drei soziointegrative Projekte sind 2021 an den Start gegangen. Zum einen soll sich die Situation auf und rund um den Marktplatz an der Carl-Steffeck-Straße verbessern. Der Platz ist ein beliebter Trinkertreff, in den umliegenden Häusern leben alteingesessene Deutsche und zugezogene Migranten Tür an Tür. Oft gebe es wenig Verständnis füreinander, erklärt Pulm. „Hier soll niemand verdrängt werden, aber die Menschen sollen sich kennenlernen. Deshalb wollen wir beispielsweise das Nachbarschaftscafé wiederbeleben“, sagt Kadriye Karci. Ebenfalls wünschenswert seien Kiezfeste oder Workshops mit Kindern und Jugendlichen zur Zukunft des Platzes.
Das zweite Projekt will Eltern zu „Bildungsbotschaftern“ fortbilden. Danach sollen sie andere Mütter und Väter rund um Kita und Schule informieren. Bestenfalls haben die Botschafter ausländische Wurzeln und sprechen mehrere Sprachen. Bei Konflikten mit Erziehern oder Lehrern können sie dann als Vermittler eingesetzt werden. Drittes Ziel ist es, Sprachangebote in den Kiez zu holen. Hier will das Quartiersteam mit der Volkshochschule zusammenarbeiten. Nötig sei erst einmal eine Bestandaufnahme. Danach müsse geschaut werden, was gemacht werde kann. Volkshochschulkurse für Erwachsene? Spielerische Angebote für Jugendliche? „Übrigens haben nicht nur Migranten Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, sondern auch Deutsche“, sagt Karci. Auch für sie müssten Bildungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Weitere Ideen sind dem QM-Team immer willkommen. Für kleinere Nachbarschaftsunternehmungen liegen pro Jahr 10 000 Euro im Aktionsfonds bereit. Maximal 1500 Euro gibt es pro Projekt, egal ob es sich um ein Straßenfest oder eine Begrünung handelt. Anträge können jederzeit gestellt werden. Für die Vergabe des Geldes entscheidet eine Jury. Für sie werden dringend Mitglieder gesucht.
Interessenten melden sich im QM-Büro, Gr0ß-Ziethener Straße 64, Telefon 23 63 85 85, qm@-spas.de, werktags von 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos unter www.qm-nahariyastrasse.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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