Fahrtwind aus dem Ventilator
Triathlet Fabian Kelling fährt jetzt Radrennen in seiner Garage

Bereits vor der Corona-Krise trainierte Fabian Kelling regelmäßig auf dem Rollentrainer. Diese Erfahrungen helfen ihm jetzt. | Foto: privat
2Bilder
  • Bereits vor der Corona-Krise trainierte Fabian Kelling regelmäßig auf dem Rollentrainer. Diese Erfahrungen helfen ihm jetzt.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Anfang April sorgte Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno für Aufsehen. In seinem Haus im spanischen Girona absolvierte er auf einem Rollentrainer, einem Laufband und im Pool mit Gegenstromanlage die komplette Ironman-Distanz.

Mit dieser Aktion sammelte er zugleich mehr als 200 000 Euro an Spenden für wohltätige Zwecke in der Corona-Krise. Solche professionellen Bedingungen hat Fabian Kelling aus Lichtenrade nicht. Sportliche Höchstleistungen vollbringen er und seine Mitstreiter vom Berliner Triathlon-Team allerdings auch.

Eigentlich hätte von Mai bis August die Triathlon-Bundesliga stattfinden sollen, in der die Mannschaft unter Beteiligung des BSV Friesen aus Mariendorf angreifen wollte. Doch die Corona-Pandemie machte dieser Planung einen Strich durch die Rechnung. Endgültig abgesagt ist die Saison noch nicht, doch Fabian Kelling rechnet nicht damit, in diesem Jahr noch einmal an einem Open-Air-Wettkampf teilnehmen zu können.

Um dennoch in Form zu bleiben, gibt es nun ein Ersatzprogramm. 26 Triathlon-Teams aus Deutschland messen sich seit Ende April über einen Zeitraum von acht Wochen jeden Sonntag über die Online-Plattform „Zwift“ miteinander. Das Triathlon-Team Hamburg hat dort extra eine Rennserie organisiert. Jeder Athlet tritt dabei für sein Team in der eigenen Wohnung in die Pedale. Die erzeugte Leistung wird beispielsweise via Bluetooth an den Computer übertragen. Auf dem Bildschirm sehen sich die Sportler als Videospiel-Figur, die sich auf einer virtuellen Strecke vorwärtsbewegt. Was nach viel Spaß klingt, ist für die Teilnehmer enorm anstrengend. Beim ersten Rennen am 26. April mussten 41 Kilometer zurückgelegt werden. Die besten Sportler benötigten knapp 51 Minuten. Wer über einen längeren Zeitraum mit etwa 47 km/h fährt, ist hinterher ausgelaugt. Bei den weiteren Etappen sind darüber hinaus Bergankünfte geplant.

Fabian Kelling hat sich für die Rennen in seiner Garage eingerichtet. Die Kette seines Rennrads spannt er in einen Rollentrainer. Das Gerät misst die Umdrehungen und Wattleistungen, die er produziert, und sendet sie an „Zwift“. Vor dem Start müssen Größe und Gewicht eingegeben werden, denn die Software errechnet auch aufgrund dieser Daten die Geschwindigkeit im Spiel. Selbst der Windschatten wird simuliert. Auf dem Bildschirm sieht Fabian Kelling, ob er in der Gruppe fährt, hinterherhinkt oder der Konkurrenz voraus ist. Fährt er an der Spitze, muss er aufgrund des Gegenwinds mehr Kraft aufwenden. Somit kommt wie im realen Leben eine taktische Komponente dazu. „Weil so ein Rennen ohne Fahrtwind in sehr viel Schweiß ausartet, stelle ich mir einen Ventilator daneben“, erzählt er. Außerdem könnten ein Stirnband sowie mehrere Handtücher nicht schaden. Damit er zwischendurch nicht schlapp macht, stehen auf dem Tisch neben seinem Rollentrainer mehrere Liter mit Getränken, dazu eine Tüte Nüsse, Nussriegel und eine Packung Energie-Gummibärchen. „Es ist bestimmt zu 95 Prozent Spaß. Aber das sind alles Athleten, die das schon sehr ernst nehmen.“

Seine Kollegen vom Berliner Triathlon-Team kann Fabian Kelling während des Wettkampfs per Videokonferenz zuschalten, doch wirklich sinnvoll sei das nicht. „Irgendwann macht jeder vor Anstrengung nur noch komische Geräusche“, berichtet er lachend. Falls sie die Erlaubnis bekommen, würden sie gern Ende Mai fünf Rollentrainer in ihrem Vereinsheim in der Adlermühle in Mariendorf aufstellen. Auf diese Weise könnten sie zusammen in einem Raum an dem Online-Wettkampf teilnehmen. Insgesamt sei 2020 aber schon jetzt ein „ganz besonders einsames Jahr für Triathleten“.

Wer einmal ein Rennen aus Sicht von Fabian Kelling im Livestream verfolgen möchte, kann dafür am Sonntag seine Facebook-Seite aufrufen.

Bereits vor der Corona-Krise trainierte Fabian Kelling regelmäßig auf dem Rollentrainer. Diese Erfahrungen helfen ihm jetzt. | Foto: privat
Während seine Teamkollegen im Wohnzimmer oder in der Küche ihre Kilometer abspulen, hat sich Fabian Kelling in der Garage eine Trainingszone eingerichtet. | Foto: privat
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 572× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.