Wo die Königin der Tomaten residiert
Der Gemeinschaftsgarten in der Blohmstraße feiert im Juli mit einem Sommerfest den 14. Geburtstag
„Hier ist es ruhig, friedlich, schön, eine echte Oase“, schwärmt Hinrich Scheffen. Er ist Projektleiter im Lichtenrader Blohmgarten, der nur einen Steinwurf von der Stadtgrenze entfernt liegt. Seit 14 Jahren wird hier gegärtnert, entspannt und ab und zu auch gefeiert.
Rund 5000 Quadratmeter Fläche misst das Areal, das früher dem Grünflächenamt als Kompostierfläche diente. Heute blüht es hier an jeder Ecke. Das Herzstück bilden die 34 Beete und zehn Hochbeete, die von Einzelpersonen oder Familien bewirtschaftet werden. 20 beziehungsweise sieben Euro zahlen sie im Monat dafür an Miete. Die Gartengeräte, Wasser aus dem eigenen Brunnen und Strom sind inklusive. Für Kinder und Jugendliche, die sich alleine ausprobieren wollen, gibt es einige kleinere Beete kostenfrei.
Was er anbaut, bleibt jedem Hobbygärtner selbst überlassen, nur ökologisch sollte es zugehen. So gedeihen hier Zucchini, Kohlrabi, Gurken, Salat und vieles andere mehr. Der Hammer seien aber wohl die Erzeugnisse der „Königin der Tomaten“, einer Mitstreiterin aus Polen, erzählt Hinrich Scheffen. „Sie erntet mindestens 20 Sorten, eine besser und schöner als die andere.“ Auch die russische Familie habe ein Faible für das Nachtschattengewächs. „Die rot-schwarzen Tomaten sind besonders gut, fleischig, süß und aromatisch.“
Auch beim Thema Erdbeeren gerät Hinrich Scheffen ins Schwärmen. Wer geschickt sein Beet nutze, könne die Früchtchen fünf Monate lang genießen – dank vieler unterschiedlicher Sorten. Die Kürbisse jedoch haben die Hobbygärtner inzwischen auf die Südseite des Komposthaufens verbannt, nachdem einer 15 Meter weit aus dem Beet gewandert und ein anderer sogar einen Zaun erklommen hatte. An seinem neuen Standort gedeiht das Fruchtgemüse nun mindestens genauso prächtig wie zuvor, deshalb gibt es jedes Jahr auch ein Kürbisfest mit Bowle und unterschiedlichen Suppen. „Kürbis schmeckt auch als Pesto mit frischem Graubrot köstlich“, so Scheffen. Die Gartennutzer tauschen nicht nur ihre Rezepte, sondern auch viele Tipps aus. So teilt die Kräuterspezialistin auf der Anlage, im Hauptberuf Apothekerin, gerne ihr Wissen. Eine andere Gärtnerin weiß, wann Brennnesseln genau richtig als Salatzutat sind. Achim hingegen, der von Anfang an im Blohmgarten dabei ist, übernimmt die Pflege der Gerätschaften. Das könne kein anderer so gut wie er, sagt Hinrich Scheffen. Andere Arbeiten wie zum Beispiel das Gießen der Bäume werden aufgeteilt.
Bei den regelmäßigen Treffen stehen Angelegenheiten, die alle betreffen, auf der Tagesordnung. Denn es gibt auch Gemeinschaftsflächen. Am Zaun wachsen Johannis-, Him- und Brombeeren. Die große Obstwiese daneben ist in den vergangenen Jahren dank Baumspenden nach und nach gewachsen. Inzwischen können Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Mirabellen und Quitten geerntet werden. Noch nicht so recht geklappt hat es mit dem Vorhaben, das Gras hoch stehen zu lassen, sodass Insekten und andere Kleintiere angelockt werden. „Immer wieder mäht jemand, weil er meint, das müsse sein. Aber das kriegen wir auch noch hin“, so Scheffen.
Es wird nicht nur gepflanzt und gegärtnert im Blohmgarten. Mancher mag es auch, sich dort einfach für ein paar Stunden in den Liegestuhl zu legen. Und für die Jüngsten gibt es einen kleinen Spielplatz unter einer großen, schattenspendenden Ahornesche. Vorbeikommen können alle, wann immer ihnen den Sinn danach steht. Jeder hat einen eigenen Code für das Schloss am Eingang.
Den Anstoß für den Garten hat seinerzeit übrigens die Bürgerinitiative „Rettet die Marienfelder Feldmark“ gegeben. Als Träger, der einen Nutzungsvertrag mit dem Bezirksamt unterzeichnen konnte, wurde das Nachbarschaftszentrum ufaFabrik gefunden. Dort ist auch Hinrich Scheffen angestellt. Eine Sorge gibt es: Nächstes Jahr läuft der Vertrag aus, alle hoffen inständig auf Verlängerung.
Um zu zeigen, was sie alles in den 14 Jahren geschafft haben, laden die Freizeitgärtner deshalb auch Politiker zu ihrem großen Sommerfest ein, das nach der Coronakrise endlich wieder stattfinden kann. Am Sonnabend, 8. Juli, von 14 bis 18 Uhr wird es Gegrilltes geben, Kaffee und Kuchen, eine Sommerbowle und mehr. Eine Band ist vor Ort und animiert zum Tanzen. Alle Interessierten sind willkommen, sich den Garten in der Blohmstraße 71-73 an diesem Tag einmal anzuschauen.
„Wer überlegt, ein Beet zu mieten, sollte sich aber erst im kommenden Frühling melden, wenn die neue Pflanzsaison beginnt“, sagt Hinrich Scheffen. Zu erreichen ist er unter Telefon ¿0176/55 72 92 56 und blohmgarten@nusz.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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