Uneinigkeit über Radwege in Lichtenrade
Mehrheit der Lokalpolitiker für Netzausbau / CDU-Abgeordneter fürchtet Wegfall von Parkplätzen

Die Grimmstraße hat Kopfsteinpflaster, viele andere Lichtenrader Straßen auch. Die Radfahrer weichen oft auf die Fußwege aus, die allerdings ebenfalls oft in einem schlechtem Zustand sind. | Foto:  Schilp
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  • Die Grimmstraße hat Kopfsteinpflaster, viele andere Lichtenrader Straßen auch. Die Radfahrer weichen oft auf die Fußwege aus, die allerdings ebenfalls oft in einem schlechtem Zustand sind.
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Die Bezirksverordneten von SPD, Grünen und Linken haben sich dafür ausgesprochen, neun Straßenabschnitte ins Berliner Radvorrangnetz aufzunehmen. Wenn das klappt, werden sie wahrscheinlich schneller mit Radwegen ausgestattet als bisher geplant. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak sieht das kritisch. Deshalb hat er Briefe an die Anwohner verschickt.

Um welche Abschnitte handelt es sich? Es geht um drei längere Strecken, nämlich die Kettinger Straße zwischen Halker Zeile und S-Bahnhof Schichauweg, die Lessingstraße zwischen Lintruper und Kettinger Straße sowie die Petkusser Straße/Kesselstraße bis Briesingstraße. Die sechs kürzeren Abschnitte befinden sich an der Halker Zeile zwischen Buckower Chaussee und Kettinger Straße, der Barnetstraße zwischen S-Bahnhof Schichauweg und Simpsonweg, dem Simpsonweg zwischen Barnet- und Werfelstraße, der Werfelstraße, der Geibelstraße zwischen Werfelstraße und Grimmstraße sowie der Grimmstraße zwischen Geibelstraße und Rotenkruger Weg.

Auf das Auto angewiesen

Woran stört sich Luczak? Er schreibt in seinen Briefen: „Straßen im Radvorrangnetz erhalten Radwege, die mit Pollern geschützt und mindestens 2,5 Meter breit sind. Um Platz dafür zu haben, entfallen bei der Einrichtung häufig zahlreiche Parkplätze und gegebenenfalls ganze Fahrspuren.“ Viele Lichtenrader seien jedoch auf das Auto angewiesen, auch wegen des nicht gut ausgebauten Bus- und Bahnnetzes.

Er sei zwar generell für mehr sichere und gute Radwege – sie dürften aber nicht zu unnötigen Belastungen für die Anwohner führen, betont der Bundestagsabgeordnete. Er bitte deshalb die Lichtenrader, ihm ihre Meinung mitzuteilen, die er dann an Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) weiterleiten werde.

Bessere Infrastruktur erforderlich

Die Aktion stößt bei den Grünen auf Verärgerung. „Verunsicherte Bürgerinnen und Bürger aus Lichtenrade haben sich wegen der Briefserie bei uns gemeldet. Dr. Luczak stellt darin Behauptungen auf, die einfach falsch sind“, empört sich die verkehrspolitische Sprecherin Astrid Bialluch-Liu. Zwar gälten für das Vorrangnetz höhere Standards als für das „Ergänzungsnetz“, zu dem die neun Lichtenrader Abschnitte momentan noch gehören. Wie die Radstreifen dann aber konkret anzulegen sind, hänge davon ab, ob es sich um übergeordnete Straßen oder Nebenstraßen handele. „Die Kettinger Straße zum Beispiel ist eine Nebenstraße. Dort würden keine 2,5 Meter breiten geschützten Radspuren eingerichtet werden.“

Lichtenrade mit seinen vielen Kopfsteinpflasterstraßen brauche dringend eine bessere Infrastruktur. „Bisher sind die S-Bahnhöfe, die Geschäfte, Schulen, Sportanlagen und Arztpraxen nur sehr schlecht mit dem Fahrrad zu erreichen“, so Bialluch-Liu. Um eine Finanzierung sicherzustellen, sei eine Aufnahme ins Vorrangnetz nötig. Diese Meinung wird von der SPD und den Linken geteilt. Dagegen gestimmt haben nicht nur die CDU, sondern auch die Bezirksverordneten von AfD und FDP.

Wie geht es nun weiter? Zunächst prüft das Bezirksamt die neun Straßenabschnitte. Kommt es zu einem positiven Ergebnis, dann schlägt es der Senatsverkehrsverwaltung vor, sie ins Vorrangnetz zu übernehmen. Das ist zweimal im Jahr möglich, im Februar und im September. Bialluch-Liu schätzt, dass es bis zum Herbst klappen könnte. Dann erarbeitet die Senatsverwaltung gemeinsam mit dem Bündnis für Radverkehr eine Prioritätenliste für die kommenden zwei Jahre.

Die Grimmstraße hat Kopfsteinpflaster, viele andere Lichtenrader Straßen auch. Die Radfahrer weichen oft auf die Fußwege aus, die allerdings ebenfalls oft in einem schlechtem Zustand sind. | Foto:  Schilp
Die Werfelstraße: Hier könnten sicherlich nicht mehr Autos auf beiden Seiten parken, wenn ein Radweg angelegt würde. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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