P+R-Parkplätze an Bahnhöfen verschwinden
Das Ziel von Park-and-Ride-Stellplätzen ist schnell erklärt. Am Stadtrand in Bahnhofnähe sollen Autofahrer ihren Pkw abstellen und auf den ÖPNV umsteigen. Die vielbefahreren Straßen im Zentrum werden entlastet. In Tempelhof-Schöneberg könnte sich jedoch ein Problem entwickeln.
Laut der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz pendeln täglich rund 186 000 Berufstätige nach Berlin (Stand 2012). Wichtige Verkehrsadern sind dabei im Süden die B96 und die B101, um beispielsweise über Marienfelde oder Lichtenrade weiter in Richtung Zentrum zu kommen. Der Bezirk ist daher ein wichtiger Standort für P+R-Anlagen.
Nach Auskunft des Bezirksamts sind derzeit 580 P+R-Stellplätze vorhanden: 125 in der Reißeckstraße am U-Bahnhof Alt-Mariendorf, 120 in der Stein- und Nuthestraße am S-Bahnhof Lichtenrade, 87 am S-Bahnhof Priesterweg, 75 am S-Bahnhof Schichauweg, 63 am S-Bahnhof Buckower Chaussee, 60 am S- und U-Bahnhof Tempelhof sowie 50 in der Bahnhofstraße am S-Bahnhof Marienfelde. Das Problem ist, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Stellplätze verschwinden wird. Dies geht aus der Antwort von Bezirksstadträtin Christiane Heiß (Bündnis 90/Die Grünen) auf eine Kleine Anfrage des BV-Vorstehers Stefan Böltes (SPD) hervor.
Eine der betroffenen Anlagen ist die in der Reißeckstraße nördlich des Heidefriedhofs am U-Bahnhof Alt-Mariendorf. Das Stadtentwicklungsamt überlegt, die dort nicht zu Bestattungszwecken genutzten, landeseigenen Flächen als Wohnungsbaustandort zu entwickeln. Ob die gesamte Anlage mit 125 P+R-Plätzen im Zuge dessen wegfallen oder nur eine Teilfläche in Anspruch genommen wird, ist noch nicht klar. Ebenfalls weniger Parkplätze wird es in Lichtenrade an der Stein- und Nuthestraße geben. Dort soll ein Teil der Fläche an der Alten Mälzerei für ein „Wohnungsbauvorhaben mit Einzelhandelsnutzung“ abgezweigt werden. Wie viele Plätze verschwinden, konnte Christiane Heiß noch nicht genau beziffern.
Klarheit herrscht dagegen bereits am S-Bahnhof Buckower Chaussee. Die dortige Fläche konnte vom Bezirk bislang lediglich im Rahmen eines Gestattungsvertrags als P+R-Parkplatz genutzt werden. Eigentlich gehört das Gelände der Deutschen Bahn, die es nun im Zuge des Bauvorhabens Dresdner Bahn benötigt. „In diesem Zusammenhang werden voraussichtlich alle Stellplätze entfallen“, teilt das Bezirksamt mit. Über eine Ausweitung oder Neuanlage von P+R-Plätzen lägen keine Erkenntnisse vor. „Die Senatsverwaltung verfolgt zurzeit kein übergeordnetes P+R-Konzept“, heißt es weiter.
„Ein fatales Signal und ein Schritt in die falsche Richtung“, kritisiert der CDU-Bezirksverordnete Christian Zander. „Gerade im Süden des Bezirks gibt es wie überall am Berliner Stadtrand Wohngebiete, wo weder Bus noch Bahn fußläufig zu erreichen sind. Deshalb reichen schon heute die vorhandenen P+R-Parkplätze nicht aus.“ Ein ausreichendes Angebot sei laut Zander entscheidender Anreiz dafür, mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen zu lassen. Senatssprecher Matthias Tang teilt auf Anfrage mit, dass sich Berlin diesbezüglich mit dem Land Brandenburg in regelmäßigem Austausch befinde. Gemeinsame Leitlinien, Planung und Finanzierung des öffentlichen Verkehrs und Forschungsprojekte zu neuen Ansätzen wie „E-Bike-Pendeln“ seien Ergebnisse dieser Kooperation. In Berlin werde die P+R-Nutzung durch konkurrierende Nutzungen „sehr häufig“ verhindert. Für Berufspendler aus Brandenburg sollten laut Tang P+R-Plätze möglichst auch da entstehen. „Dort sind Flächen eher verfügbar als in Berlin.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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