Kein "Inselbetrieb" nach Lichtenrade
Senatsverkehrsverwaltung hält Straßenbahnstrecken für wichtig, andere Verbindungen gehen aber vor

Dass Straßenbahnen in Marienfelde oder Lichtenrade rollen, bleibt wohl noch sehr lange Zukunftsmusik. | Foto: Schilp
  • Dass Straßenbahnen in Marienfelde oder Lichtenrade rollen, bleibt wohl noch sehr lange Zukunftsmusik.
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Das Tempelhof-Schöneberger Kinder- und Jugendparlament sähe es gerne, wenn auf dem Lichtenrader und Mariendorfer Damm bald wieder Straßenbahnen fahren. Doch die mögliche Erfüllung dieses Wunschs liegt noch in weiter Ferne. Das teilte Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) in der Bezirksverordnetenversammlung mit.

Die Bezirksverordneten hatten das Anliegen unterstützt und sich dafür ausgesprochen, den Neubau der Tramstrecke vorzuziehen. Denn sie ist zwar nicht im aktuellen Verkehrsplan des Senats verzeichnet, der für Jahre 2019 bis 2023 gilt, im Bedarfsplan jedoch schon. Dort ist sie allerdings weder als vordringlich oder dringlich eingestuft, sondern als „weiterer Bedarf“ markiert – mit einem Realisierungszeitpunkt nach 2035.

Die Kinder und Jugendlichen haben klare Argumente für eine Straßenbahn. Sie verweisen darauf, dass sich drei Ober- und zwei Grundschulen im Süden Lichtenrades befinden, zu erreichen mit den Bussen M76 und X76. Die seien jedoch regelmäßig überfüllt, schreiben die jungen Parlamentarier in der Begründung ihres Antrags. Es gebe ständig Gedränge und Verspätungen.

Weil zudem keine Busspur in Lichtenrade existiere, stehe der M76, sobald er aus der Goltzstraße auf den Lichtenrader Damm einbiegt, im Stau. Die Mariendorfer Busspur indes sei wegen Falschparkern und breiten Fahrzeugen, die die Durchfahrt der Großen Gelben verhindern, nicht immer nutzbar.

Die Senatsverkehrsverwaltung hat Bürgermeisterin Schöttler auf ihre Anfrage hin mitgeteilt, dass sich die Verantwortlichen dieser Probleme bewusst sind. Deshalb sei die Strecke auch in den Bedarfsplan aufgenommen und gelte als wichtig. „Nachteilig ist aber, dass es bislang keine Anbindung an das bestehende Straßenbahnnetz gibt. Diese wird erst durch ebenfalls umfangreiche Neubaustrecken möglich“, heißt es im Schreiben der Senatsverwaltung.

Ein „Inselbetrieb“ ohne Verbindung mit dem übrigen Netz sei zu teuer, weil ein gesonderter Betriebshof und eine eigene Fahrzeugreserve nötig wären. Deshalb habe der Senat sich dafür entschieden, diejenigen Neubaustrecken nach vorne zu setzen, die sich direkt ans bestehende Netz anschließen.

Zwei weitere Trassen, die Tempelhof betreffen, stehen ebenfalls im Bedarfsplan. Die erste führt von Marienfelde über Lankwitz zum Rathaus Steglitz (geschätzte Kosten: 130 Millionen Euro), die zweite verbindet die Johannisthaler Chaussee in der Gropiusstadt mit Marienfelde und der Stadtrandsiedlung (Kosten: 170 Millionen Euro). Der Neubau der Strecke Alt-Mariendorf–Lichtenrade wird mit 80 Millionen Euro veranschlagt.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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