Temposünder sorgen in der Mellener Straße für Gefahren

Erzieher Philip Bäter vor Ort. Der Hort Shanúù befindet sich im zweiten Gebäude von links. | Foto: Philipp Hartmann
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Ein Audi biegt um die Ecke und beschleunigt. Der Fahrer will bei Gelb noch schnell über die Ampel. Der Motor heult kurz auf, dann ist der Raser verschwunden. Szenen wie diese ist man an der Mellener Straße gewohnt.

Die kleine Nebenstraße liegt in einer Tempo-30-Zone, doch einige halten sich nicht daran. „Ich finde das Verhalten der Autofahrer unmöglich. Das ist ein Verkehr wie auf einer Hauptstraße“, klagt eine Anwohnerin. Sie sagt, dass viele die Löptener und die Mellener Straße als Abkürzung zwischen Lichtenrader Damm und Bahnhofstraße nutzen. Problematisch verhalten sich vor allem die vom Lichtenrader Damm über die Löptener Straße kommenden Fahrer. Nach dem Abbiegen in die Mellener Straße beschleunigen einige auf dem nur 170 Meter langen Abschnitt schnell mal auf das Doppelte von Tempo 30.

Grund: Sie wollen beim Rechtsabbiegen von der Mellener in die Bahnhofstraße keine Zeit verlieren und treten mächtig aufs Gas, um bei Gelb die Ampel noch zu passieren.

In diesem Bereich liegt der Hort „Shanúù“, zu dem die Kinder der Käthe-Kollwitz-Grundschule laufen. Hortleiter Schulz ist die Situation seit Jahren ein Dorn im Auge. „Es gibt Autofahrer, die du höflich darauf hinweist an der Straße, die dir dann noch einen Stinkefinger zeigen. Die sind schmerzfrei“, erzählt er. „Wir sagen den Kindern immer, dass sie nur zu zweit, nur auf unserer Straßenseite laufen und die Mellener Straße nur an der Ampel überqueren sollen.“ „Wenn wir draußen spielen, achten wir immer besonders darauf, dass der Zaun geschlossen ist, damit die Kinder nicht rausrennen können“, berichtet Philipp Bäter.

Dem Bezirk ist das Thema bekannt. Die BVV hatte Ende Februar das Bezirksamt um Prüfung möglicher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung ersucht. Im Beschluss hieß es zugleich, dass das Bezirksamt beim zuständigen Polizeiabschnitt für mehr Geschwindigkeitskontrollen werben solle. Bürgermeisterin Angelika Schöttler und Stadträtin Christiane Heiß vom Ordnungsamt hatten am 27. März wie folgt geantwortet: „Straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen können dort nicht greifen, wo durch mangelnde Verkehrsdisziplin die bestehenden Regelungen bereits ignoriert werden. Die Durchsetzung der hier angeordneten Tempobeschränkung obliegt der Polizei.“

Die Berliner Woche fragte daher bei Steffen van der Sande, Sachbearbeiter Straßenverkehr beim Polizeiabschnitt 47, nach. Die Polizeibeamten hätten festgestellt, „dass es vereinzelt zu geringfügigen Geschwindigkeitsüberschreitungen durch Kraftfahrzeugführer beim Befahren der Mellener Straße kam“, schreibt er. Zum jetzigen Zeitpunkt werde jedoch „keine grundsätzlich erhöhte Gefahrenlage für den Verkehrsbereich gesehen, die eine Erhöhung der polizeilichen Präsenz zu Lasten anderer Überwachungsorte rechtfertigen würde. Die Örtlichkeit wird selbstverständlich dennoch weiterhin sporadisch in unsere Verkehrsmaßnahmen einbezogen werden, jedoch vorerst keine besondere Priorisierung erfahren.“

Nach Schilderung der Eindrücke hält van der Sande allerdings zwei Optionen für möglich. Denkbar wäre ein Hinweisschild „Achtung Kinder“, das Autofahrer nach dem Einbiegen von der Löptener in die Mellener Straße sehen. Für die Aufstellung sei das Bezirksamt zuständig, die Polizei könnte aber eine Empfehlung aussprechen. Die zweite Möglichkeit sei ein Radarfahrzeug in einer Parklücke, um damit über längere Zeit Geschwindigkeitsüberschreitungen messen zu können. Aufgrund der Situation – der betroffene Abschnitt der Mellener Straße ist sehr kurz und schmal – müssten beide Varianten geprüft werden. Van der Sande erklärte, diesbezüglich tätig zu werden.

Eine gute Idee hatten bereits die Kinder. Sie malten Tempo-30-Schilder, die die Erzieher an den Bäumen befestigten. Nach ein paar Tagen, so erzählt Hortleiter Schulz, wurden sie jedoch jedes Mal abgerissen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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