Wieder freie Fahrt im Ortskern
Unterführung am S-Bahnhof Lichtenrade ist fertig
Ein Meilenstein beim Wiederaufbau der Dresdener Bahn ist erreicht. Vier Jahre lang war die Verbindung zwischen der Bahnhof- und Prinzessinnenstraße gekappt, seit dem 28. Juni ist die neue Unterführung für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig wurde der Bahnübergang an der Wolziger Zeile gesperrt.
Lange hatten die Lichtenrader vergeblich für eine andere Lösung gekämpft. Sie wollten, dass die Dresdner Bahn, die Ende 2025 in Betrieb gehen soll, im Herzen ihres Ortsteils in einem Tunnel verschwindet. Stattdessen wurde für Autos, Zweiräder und Fußgänger die Unterführung gebaut.
Verkehrsstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) freut sich jedoch, dass sie auf den letzten Metern vor der Eröffnung noch ein Wörtchen bei der endgültigen Verkehrsaufteilung im „Trog“ mitreden konnte. Anstelle der zuvor geplanten schmalen und ungeschützten Fahrradstreifen wurde nun auf beiden Seiten - aufwärtsfahrend - ein geschützter Radweg eingerichtet. Abwärts müssen Autos und Zweiräder die Fahrbahn gemeinsam nutzen. Dabei dürfen die Autos aber die Räder nicht überholen. Für Fußgänger existieren an den Seiten gesonderte Wege.
Für alle, die mit dem Bus zur S-Bahn fahren oder von dort kommen, wird es bequemer. An der tiefsten Stelle der Unterführung halten beidseitig die Buslinien M76, 172, 275 und 743. Über Treppen oder Aufzüge gelangen die Fahrgäste direkt zum Bahnsteig. Weitere Änderungen: An den Bushaltestellen gibt es mehr Bänke und Platz für die Wartenden als ursprünglich geplant. „Damit es dort unten nicht zu eng zugeht, werden die Abstellplätze für Fahrräder oben an der Bahnhofstraße geschaffen“, so Ellenbeck. Mindestens 55 Bügel seien vorgesehen. Zudem wurde auf der westlichen Seite des Trogs eine provisorische Ampel errichtet, auf der östlichen ist eine weitere in Planung.
Auch Klaus-Peter Jürcke, Vorsitzender der Bürgerinitiative Lichtenrade – Dresdner Bahn, ergriff bei der Eröffnung des Bauwerks das Wort. Er sei froh über die Fertigstellung, sagte er. „Aber wir hätten es gerne gesehen, dass die Bahn unten und wir oben fahren, und dass wir jetzt durch die Schallschutzwand gucken könnten“, sagte er. Für eine transparente Wand an dieser Stelle hatte sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak stark gemacht. Doch die Deutsche Bahn lehnte ab. Es gebe zwar das neue durchsichtige „Meta Window“-System, doch erstens befinde es sich noch in Erprobung und zweites absorbiere es den Lärm nur einseitig. Das entspreche nicht den Anforderungen in Lichtenrade.
Eine Zusage machte das Unternehmen jedoch in Sachen Begrünung. „Gemäß Planfeststellungsbeschluss werden die Lärmschutzwände in Lichtenrade abschnittsweise mit Kletterpflanzen begrünt. Die Bepflanzung erfolgt, nachdem die Bautätigkeiten und Restarbeiten fertiggestellt sind“, heißt es in einem Schreiben an Luczak. Doch nicht überall sei eine Begrünung machbar und sinnvoll. Sie sollen beispielsweise die Eisenbahnüberführungen Bahnhofstraße und Wolziger Zeile kahl bleiben.
Sperrung an der Wolziger Zeile
Apropos: Rund um die Wolziger Zeile, rund 400 Meter südlich der Bahnhofstraße, gehen nun die Arbeiten für die Dresdner Bahn weiter, deshalb wurde der beschrankte Bahnübergang am 1. Juli gesperrt. Für Autos ist dort in Zukunft überhaupt kein Durchkommen mehr. Fußgänger und Radler müssen sich mindestens bis Anfang des nächsten Jahres gedulden. Erst dann wird ein Tunnel für sie fertiggestellt sein. Eine andere Lösung sei aus bautechnischen Gründen nicht möglich, so Marcus Reuner, Projektleiter Wiederaufbau Dresdner Bahn. Kleines Trostpflaster: In drei bis vier Wochen wird der Übergang am Mauerweg, jenseits der Stadtgrenze, wieder geöffnet.
Von der Sperrung an der Wolziger Zeile waren einige Lichtenrader überrascht, sie hatten von dem Termin nichts gewusst. Zu ihnen gehört Gerhard Moses Heß, der seit Jahren Kulturveranstaltungen im Ortsteil organisiert. „Viele Kinder müssen nun auf ihrem Weg zur Kita, zum Hort und zur Grundschule einen unzumutbaren Umweg über den neuen Bahnhofstraßen-Tunnel machen. Für mich als schwer Seh- und Gehbehinderten bedeutet die Sperrung, dass ich die Bahnhofsstraße gar nicht mehr selbständig erreichen kann“, schreibt er in einem Protestbrief. Anwohnerinnen und Anwohner hätten jedoch einen Vorschlag gemacht: Der Bus 275, der bisher über den Bahnübergang Wolziger Zeile gerollt ist, solle nun dort kehrtmachen und über die Hilbertstraße Richtung Norden zurückfahren. „Dann könnten die Kinder, die Alten und die Behinderten zwei Stationen bis zum Bahnhofstraßen-Tunnel Lichtenrade fahren. Das wäre eine große Erleichterung“, so Heß.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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