Lichtenraderin verkauft selbstgemachte Seife am Gartenzaun
Nichts erinnert mehr an den ursprünglichen Zweck. Der knallgelb umgefärbte Automat hängt seit ein paar Monaten am Gartenzaun an der Eisnerstraße 19, ist mit exklusiver Seife gefüllt und scheint sich langsam aber sicher zu einer Art Lichtenrader Attraktion zu entwickeln. Damit hatte Regine Klimes nicht gerechnet, als sie den Kasten bei ebay aufstöberte und die Idee hatte. Ein zweiter, ehemaliger Zigarettenautomat ist bereits in Arbeit. Aber die Automaten sind sozusagen nur die vorläufige Spitze des Seifenbergs in Klimes Marktnische. Olivenöl, Kakaobutter, Sonnenblumenöl, Palmöl, Sheabutter und weitere Öle sind die Zutaten, mit denen sie experimentierfreudig und auf Konditorenart Naturseifen zusammenrührt. Da kann es passieren, dass Seife wie zum Reinbeißen herauskommt. Zum Beispiel solche, die auf den ersten Blick locker als Marzipan mit Himbeerfüllung durchgehen könnte.
Die gelernte Sozialpädagogin und autodidaktische Seifenexpertin hat den Keller ihres Einfamilienhauses in eine Seifenmanufaktur verwandelt und 2012 offiziell ihr Ein-Frau-Unternehmen "Hauptstadt-Seife" gegründet. Seitdem ist sie kontinuierlich mit der Entwicklung weiterer Rezepte beschäftigt. Ihren Erfolg erklärt die Jungunternehmerin nicht zuletzt so: "Ich verwende, von einer einzigen Ausnahme abgesehen, keinerlei tierische Produkte. Lediglich meine Kokos-Shake-Seife enthält Bienenwachs." Auch künstliche Konservierungsstoffe oder künstliche Tenside sind aus der Seifenküche verbannt. Dennoch entstehen bei der Zubereitung der Seifenmassen und -laugen unvermeidliche gesundheitsgefährliche Dämpfe, sodass Klimes in ihrem Keller praktisch nur wie in einer Seuchenstation zu Werke gehen kann. Sie betont, dass alle ihre Produktrezepte streng nach der EU-Kosmetikverordnung ausgerichtet sowie sicherheitsbewertet und zertifiziert sind.
Die Herstellung ist eine langwierige Angelegenheit. "Ich verzichte weitgehend auf technische Unterstützungsmittel und setze ganz auf den normal-natürlichen, drei bis sieben Monate dauernden Verseifungsprozess", so die Fachfrau zur Berliner Woche.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.