Ärger über großflächige Fällungen
51 Bäume an der Bruno-Baum-Straße müssen einem Schulneubau weichen
In der Bruno-Baum-Straße wird eine neue Grundschule für 423 Kinder gebaut. Die Arbeiten sollen in diesem Jahr beginnen. Dafür müssen im Vorfeld Bäume fallen, insgesamt 51 bis zum Ende der Fällperiode am 28. Februar. Die Anwohner sind verärgert.
Sie bestreiten nicht den Stellenwert der Schule, verstehen aber die Fällungen nicht. Betroffen ist eine Freifläche zwischen Martha-Arendsee- und Bruno-Baum-Straße, auf der im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte ein Wäldchen gewachsen ist. „Hier stand bis 2006 eine Schule für 500 bis 800 Schüler. Da konnten die Bäume wachsen. Jetzt werden 51 Bäume für 423 Schüler gefällt“, steht auf einer Mitteilung, die an einen Baumstamm geheftet wurde. Gemeint ist die Oberschule an der Weide, die ab 2005 in die Hella-Sasse-Straße 25 umzog und in Tagore-Schule umbenannt wurde. Nach dem Umzug wurde die Schule am alten Standort abgerissen.
In einem Brief an Bürgermeisterin Nadja Zivkovic(CDU) schreibt Anwohner Joachim Thiele im Namen der Nachbarschaft: „Wir sind entsetzt und fassungslos.“ Im jetzt abgeholzten, größtenteils gesunden Bestand seien mehr als 30 Jahre alte Bäume gewesen. Sie hätten vielen Singvögel ein Zuhause geboten. In den Ankündigungen über den Schulneubau sei von den Fällungen nichts erwähnt worden.
Die Linke kritisiert „Klimapolitik“ der CDU
Auch die Linke-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) kritisiert die „Klimapolitik“ der CDU als „Abholzen“. Dass der dringend benötigte Schulneubau endlich realisiert werde, sei äußerst begrüßenswert. Aber das Bezirksamt habe keine ernsthaften Schritte unternommen, um zumindest einen Teil der Bäume zu erhalten, was den Anwohnern im Vorfeld zugesagt worden sei. „Hier scheint der Schutz der Natur zu kurz zu kommen“, bemängelt Alex Boaca, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Fraktion. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte auf Antrag der Grünen bereits im Jahr 2020 den Antrag gestellt, die Bestandsbäume zu erhalten und in den Schulneubau zu integrieren.
Jetzt geht es vor allem um eine alte Weide, die auf dem Areal steht – ein Naturdenkmal. Gepflanzt wurde sie zum Gedenken an vier Jungen, die dort 1945 beim Spielen durch einen Munitionsunfall ums Leben kamen. Drei der Weiden wurden an den Murtzaner Ring und an die Poelchaustraße umgesetzt. „Die durch den Neubau bedrohte Weide ist tief historisch verwurzelt, charakterprägend für den Kiez und nicht ohne Grund namensgebend für die vorausgegangene Oberschule am gleichen Standort gewesen“, sagt Boaca. Die Linke fordert umgehend Maßnahmen für den Erhalt der Weide sowie Ersatzpflanzungen für jeden gefällten Baum. Ersatzpflanzungen wird es geben, allerdings erst nach der Fertigstellung und geplanten Eröffnung des Schulneubaus im Jahr 2025/2026.
Die Ausnahmegenehmigung zu den Fällungen hat das bezirkliche Umwelt- und Naturschutzamt erteilt. „Grundsätzlich wird bei der Prüfung und Genehmigung von Baumfällungen immer ein Erhalt der Bäume angestrebt, aber nicht überall ist dies möglich“, sagt Bürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) auf Nachfrage der Berliner Woche. Bedingt durch die Baulogistik und die Größe des geplanten Baukörpers sei es leider unmöglich, die Bäume stehenzulassen.
Die alte Weide werde aber erhalten, teilt die Bürgermeisterin weiter mit. „Sie wird nicht gefällt, sondern in einem relativ großen Abstand zum Bau während der Arbeiten durch einen Zaun geschützt.“ Die Ersatzpflanzungen würden wie bei jeder anderen Baumaßnahme vorgegeben, ebenso die Pflege der Bäume und Gehölze in den ersten Jahren durch den Träger des Bauvorhabens. Ihr Fazit lautet: „Den Einsatz für die Bäume schätze ich sehr, aber in diesem Fall gibt es wegen des Schulbaus keine Alternative.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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