Neues Quartier schreitet voran
B-Planverfahren für „Konnekt Berlin“ soll Mitte 2024 abgeschlossen sein
Auf dem früheren Industrieareal der Knorr-Bremse direkt am S-Bahnhof Marzahn entsteht in den kommenden Jahren ein völlig neues Stadtquartier mit Wohnungen, Gewerbe und sozialen Einrichtungen. Zuständig für die Entwicklung ist die Laborgh Investment GmbH, die das Bauvorhaben unter dem Titel „Konnekt Berlin“ vermarktet.
Auf Nachfrage der Berliner Woche hat das Unternehmen Auskunft über den aktuellen Stand der Planungen gegeben. Demnach ist die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans (XXI-22-2 „Georg-Knorr-Park Teilgebiet Ost“) für das vierte Quartal dieses Jahres geplant. Für die Durchführung und Auswertung der Öffentlichkeitsbeteiligung ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zuständig. Das Bebauungsplanverfahren soll im zweiten oder dritten Quartal 2024 abgeschlossen werden. Der Baustart soll dann zeitnah nach Inkrafttreten des geänderten B-Plans erfolgen. Grundlage für das Bauprojekt ist der städtebauliche Entwurf von „David Chipperfield Architects“. Eine Änderung des B-Plans ist notwendig, weil die Eigentümergesellschaft auf dem Gelände neben Gewerbe, wofür bereits Baurecht vorliegt, auch Wohnungen bauen möchte.
Geplant ist auf der etwa elf Hektar großen Fläche ein Neubau mit etwa 1600 Wohnungen für das landeseigene Unternehmen Howoge. Davon sollen 30 Prozent Sozialwohnungen sein. 400 Wohnungen sind für Senioren und Studenten vorgesehen. Ebenfalls entstehen werden eine Kita, ein Bolzplatz, diverse über die Höfe verteilte Grünflächen und rund 90 000 Quadratmeter Gewerbeflächen inklusive Parkhaus mit 700 Parkplätzen. „Neben dem geplanten Parkhaus soll die verkehrliche Anbindung des neuen autoarmen Quartiers über den vorhandenen S-Bahn- und Straßenbahnanschluss sowie über neue Anbindungen per Bus und mehrere Jelbi-Stationen auf dem Quartiersgelände erfolgen“, erklärt Jan Bamberger, Asset Manager bei der Laborgh Investment GmbH. Auf dem Quartiersgelände werden seiner Auskunft nach zudem 3500 Fahrradstellplätze errichtet. Die drei unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude mit den Backsteinfassaden sowie Teile der Garagen und der Garagenmauer sollen derweil erhalten bleiben und in das Projekt integriert werden. Markant hervorstechen wird ein Hochhaus mit 43 Etagen und einer Höhe von 146 Metern. „Wir gehen gegenwärtig noch von einer Fertigstellung des Projektes bis zum Jahr 2030 aus“, so Jan Bamberger.
Das einstige Industrieareal verfügt über eine lange Geschichte. Wie der Projektseite von Laborgh zu entnehmen ist, erwarb die Firma „Hasse & Wrede“, ein Unternehmen der Knorr-Bremse-Gruppe, im Jahr 1939 dort ein 300 000 Quadratmeter großes Grundstück und errichtete darauf die größte Werkzeugmaschinenhalle Europas. Ab 1942 wurden in dem Werk 4000 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Einmarsch der sowjetischen Truppen, die das Fabrikgelände besetzten, wurde das Werk 1946 demontiert und anschließend durch die Zivilbevölkerung geplündert. Die Gebäude blieben leerstehend zurück. Im November 1947 wurde das Unternehmen der Deutschen Treuhandverwaltung unterstellt und die Fertigung langsam wieder aufgenommen. Zwei Jahre später erfolgte die Überführung ins Volkseigentum. 1950 wurde aus „Hasse & Wrede“ der VEB Berliner Drehautomatenwerk. Dort wurden überwiegend Werkzeugmaschinen und 1969 auch Teile des Berliner Fernsehturms produziert. Nach der Wende wurde der VEB in die Berliner Werkzeugmaschinen GmbH umgewandelt, das Grundstück und das Werk 1991 an die Knorr-Bremse AG verkauft. Nach Sanierung der großen Werkshalle wurde 2001 der neue Industrie- und Gewerbepark Marzahn mit der Knorr-Bremse als Kernbetrieb eröffnet. 2014 kaufte schließlich Laborgh einen Teil des Areals, um dort ein neues Quartier zu errichten.
Wie das Bezirksamt vor einigen Wochen auf Anfrage der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung mitteilte, sind aktuell noch einige Punkte im B-Planverfahren zu klären. Dabei geht es zum Beispiel um die Umsiedlung der Zauneidechsen, die Versorgung des Gebiets mit Grundschulplätzen und die Geruchsbelastung durch benachbarte Industriebetriebe. Außerdem läuft die Suche nach einem neuen Standort für die Friedhofsgärtnerei, die bei der Umsetzung des Projekts weichen muss. „Eine ausreichende Versorgung mit Kitas und Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und sozialen Einrichtungen muss sichergestellt werden. Auch eine gute verkehrliche Anbindung durch S-Bahn, Bus und Straßenbahn muss auf jeden Fall ausreichend bei den Planungen bedacht werden. Das Gelände hat großes Potenzial“, sagte Liane Ollech, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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